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Cicada 3301: Was passiert am 14. März, wenn der Countdown endet?

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Das Internet-Rätsel Cicada 3301 sorgt wieder einmal für Furore. Derzeit läuft ein Countdown, der am 14. März endet. Niemand weiß, was dann passiert.

Am 4. Januar 2012 erschien ein seltsamer Beitrag im Internet-Forum „4Chan“. Ein anonymer Verfasser veröffentlichte eine Grafikdatei, in der eine versteckte Nachricht enthalten war. Wer sie fand, gelangte zu einem weiteren Rätsel. So begann eine Schnitzeljagd quer durch das Internet und darüber hinaus, inklusive Web-Seiten, Telefonansagen und Plakaten an realen Orten. Die Rätsel stammten aus der Verschlüsselungstechnik, aus der Steganografie und aus allerlei anderen Gebieten.

Als Strippenzieher hinter dem Ratespiel wirkte eine Organisation, die sich Cicada 3301 nannte. Bis heute weiß niemand, wer sich dahinter verbirgt.

Auf Klausis Krypto Kolumne habe ich schon mehrfach über Cicada 3301 berichtet. Einer meiner Artikel wurde zum wichtigsten deutschsprachigen Diskussionsforum zum Thema. Bis heute sind dort 238 Diskussionsbeiträge eingegangen. Internationale Diskussionen findet man im Uncovering Cicada Wiki.

Am vergangenen Wochenende berichtete Galieo Big Pictures (Pro 7) über Cicada 3301. Ich komme in dem Beitrag zu Wort.

 

Weltweit tauchen Plakate auf

Vier Wochen nach dem ominösen 4Chan-Post im Jahr 2012 verlor sich die Cicada-3301-Spur. Erst ein knappes Jahr später meldete sich Cicada 3301 wieder, und es begann eine zweite Rätselrunde. Am 5. Januar 2014 ging es dann schließlich in die dritte Iteration. 2015 gab es erstmals keine Cicada-3301-Rätsel – oder man entdeckte sie nicht. Die vierte Runde fiel also aus.

Umso größer war die Spannung Anfang 2016. Und tatsächlich, Cicada 3301 meldete sich wieder und eine fünfte Runde begann. Erneut stand eine Grafikdatei am Anfang, die einen Text darstellt.

Cicada-3301-2016-message

Laut einem Artikel auf der Webseite Motherboard tauchten etwa zur gleichen Zeit wie der Twitter-Post weltweit kleine Plakate mit dem Cicada-Logo und einem QR-Code auf. In dessen Mitte ist das Bild „Geburt der Venus“ von Botticelli zu erkennen. Die Bestätigung, dass es sich bei den Zetteln um echte Cicada-3301-Botschaften handelt, liefert die PGP-Signatur auf den Rückseiten.

Eines dieser Plakate wurde unter der Statue des italienischen Priesters, Dichters, Philosophen und Astronoms Giordano Bruno in Rom entdeckt (alle folgenden Bilder stammen aus 4Chan).

Cicada-4Chan1

Giordano Bruno wurde im Jahr 1600 als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Zeitweise wurde Bruno als Autor des Voynich-Manuskripts gehandelt, was inzwischen jedoch als widerlegt gilt. Noch bekannter ist Giordano Bruno als Namenspate der kirchen- und religionskritischen Giordano-Bruno-Stiftung.

Ein weiterer Cicada-3301-Zettel fand sich in der Kirche St. Ludgerus in Essen.

Cicada-4Chan2

Das folgende Bild entstand an der Union Station in Los Angeles:

Cicada-4Chan3

Dieser Zettel fand sich in der Nähe eines Maya-Tempels:

Cicada-4Chan4

 

Der Countdown läuft

Viele der QR-Codes führen zu einer Webseite mit einem Countdown.

Cicada-Countdown

Dieser Countdown wird am 14. März 2016 enden. Der 14. März ist unter Mathematikern als Pi-Tag bekannt, da er im Englischen 3-14 geschrieben wird. Was an diesem Tag passiert, ist leider nicht bekannt. Sachdienliche Hinweise nehme ich gerne im Diskussionsforum entgegen.

Zum Weiterlesen: Cicada 3301: Das neueste Rätsel ist ein verschlüsseltes Buch

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Cicada 3301: Der Countdown ist abgelaufen, und wir sind so schlau wie vorher

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Der Cicada-3301-Countdown, von dem ich vor ein paar Tagen berichtet habe, ist am 14. März (Pi-Tag) abgelaufen. Das Rätselraten geht trotzdem weiter.

Die Internet-Schnitzeljagd Cicada 3301 zieht immer weitere Kreise. Es freut mich, dass auf meinem Blog zahlreiche Diskussionen darüber stattfinden.

 

Der Countdown lief

Anlass für meinen letzten Artikel zum Thema (vom 7. März) war eine Countdown-Webseite, die Teil eines neuen Cicada-3301-Rätsels sein soll. Der Countdown war so eingerichtet, dass er am 14. März (dem Pi-Tag) ablief.

Cicada-Countdown

Mehrere Leser wiesen mich allerdings darauf hin, dass dieser Countdown gefälscht, also nicht von den Cicada-3301-Machern eingerichtet sei. Echte Cicada-3301-Hinweise erkennt man an einer digitalen Signatur. Anscheinend fehlt diese in diesem Fall.

Trotzdem waren viele gespannt, was am 14. März passieren würde. Wie erwartet, lief der Countdown ab. Seitdem steht auf der Webseite ein Wort in vier seltsamen Buchstaben:

Cicada-SMMe

Außer diesem Wort findet sich auf der Seite nur ein Home-Link. Klickt man auf diesen, dann erscheint eine ziemlich lange Folge von Hexadezimal-Dateien.

Cicada-Hexa

Was das alles zu bedeuten hat? Ich habe keine Ahnung?

 

Das verschlüsselte Buch

Nun, da der Ablauf des Countdowns keine neuen Erkenntnisse gebracht hat (und vielleicht sogar auf einer Fälschung beruht), muss man wieder einen Schritt zurückgehen. Angefangen hat die aktuelle Cicada-3301-Runde im Januar mit einer Twitter-Nachricht.

Cicada-3301-2016-message

Das darin erwähnte Liber Primus ist ein verschlüsseltes Buch, das die Cicada-3301-Macher schon vor zwei Jahren veröffentlicht haben. Es handelt sich dabei nicht um ein altes Original (wie das Voynich-Manuskript), sondern um ein neu erstelltes Werk. Es ist in einer Runenschrift verfasst.

Cicada-Book-01-small

Ich habe seinerzeit auf Klausis Krypto Kolumne über dieses Buch berichtet. Es ist auch auf meiner Encrypted Book List (an Position 00042) aufgeführt. Zu meinem damaligen Artikel gab es fast 70 Kommentare. Die Lösung der Verschlüsselung war aber nicht dabei.

Wie man dieses Buch entschlüsseln kann und was das alles mit der aktuellen Runde von Cicada 3301 zu tun hat und was das alles überhaupt soll? Ich habe keine Ahnung.

Zum Weiterlesen: Wer steckt hinter der Internet-Schnitzeljagd Cicada 3301?

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Die Verschlüsselungen des Henry Debosnys: Wenn ein Dichter zum Mörder wird

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Die verschlüsselten Botschaften des mutmaßlichen Frauenmörders Henry Debosnys sind nach über 130 Jahren noch immer ungelöst. Dank eines Lesers kann ich heute ein paar neue Informationen dazu präsentieren.

Im Vergleich zu einigen anderen ungelösten Krypto-Rätseln sind die verschlüsselten Botschaften des 1883 als Frauenmörder hingerichteten Henry Debosnys bisher nur wenig untersucht. Die Chancen stehen daher gut, dass sich über diesen 130 Jahre alten Kriminalfall auf kryptologischem Weg noch etwas herausfinden lässt.

 

Der Fall Debosnys

Mein letzter Blog-Artikel über Debosnys ist schon wieder dreieinhalb Monate her. Daher noch einmal das Wichtigste in Kürze. Im Frühling des Jahres 1882 tauchte in Essex (US-Bundesstaat New York) ein Mann auf, der seinen Namen mit Henry Debosnys angab. Er war ein gebildeter Schöngeist und Frauenschwarm, der sechs Sprachen sprach, malte und Gedichte schrieb. In der Witwe Elizabeth Wells fand Debosnys schnell eine Geliebte, die er schon nach kurzer Zeit heiratete.

Debosnys-Corpse

Doch bereits zwei Monate nach der Hochzeit wurde die Frischvermählte tot aufgefunden – erschossen und mit durchgeschnittener Kehle. Henry Debosnys war naturgemäß der Hauptverdächtige und wurde festgenommen. Doch er bestritt die Tat und behauptete außerdem, dass “Henry Debosnys” nicht sein richtiger Name war, ohne über seine wahre Identität Auskunft zu geben. Schon zwei frühere Ehefrauen von ihm waren unter merkwürdigen Umständen gestorben. Das Gericht verurteilte ihn zum Tode. 1883 wurde er gehenkt.

Während seiner Haft fertige Debosnys zahlreiche Bilder, Gedichte und Texte an. Außerdem hatte man ihm einige Unterlagen aus seinem Besitz ins Gefängnis geliefert. In seinem Nachlass fanden sich vier verschlüsselte Texte (Kryptogramme). Diese Debosnys-Kryptogramme sind bis heute nicht entschlüsselt.

Scans der vier Kryptogramme gibt es hier (Originalquelle ist die Brewster Memorial Library). Wer mehr über den Fall wissen will, sollte das Buch Adirondack Enigma von Cheri L. Farnsworth lesen.

 

Ein verschlüsseltes Gedicht?

Bereits in meinem letzten Debosnys-Artikel habe ich auf Folgendes hingewiesen: Das vierte Debosnys-Kryptogramm hat das Format eines Gedichts. In den meisten Fällen stimmen sogar die letzten Buchstaben zweier benachbarter Zeilen überein, was auf Reime schließen lässt. Debosnys hat sogar eine “Übersetzung” des Gedichts hinterlassen. Sie steht auf der Rückseite des Blatts, auf dem das Gedicht notiert ist. Diese “Übersetzung” ist auf Griechisch verfasst.

Blog-Leser Peter Marksteiner hat das griechische Gedicht dankenswerterweise transkribiert und auf Deutsch übersetzt. In der folgenden Abbildung habe ich das Kryptogramm, die (angebliche) griechische Übersetzung, die Transkription und die deutsche Übersetzung nebeneinander gesetzt:

Debosnys-Poem-2

Anmerkungen von Peter Marksteiner:
2 Teier (aus Teos) = Anakreon
10 Ἐφίλει στεφῶν wörtlich: küsste bekränzend
13 „lachend“ ist zweifelhaft (von σαίρω ?)
19 νέον βίον (neues Leben) ist zweifelhaft, die letzten zwei Zeilen geben so keinen rechten Sinn.

Die Voraussetzungen, dieses Kryptogramm zu lösen, erscheinen gut, zumal es bisher noch nicht viele probiert haben. Oder hat sich Debosnys mit diesem angeblichen verschlüsselten Gedicht und der angeblichen Übersetzung nur einen Scherz erlaubt? Die Meinung meiner Leser würde mich sehr interessieren.

Zum Weiterlesen: Wie ich beim NSA-Symposium mit Lego-Modellen vortrug

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Zwei verschlüsselte Tagebücher: Wer kann sie knacken?

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Mein Haus, mein Auto, mein verschlüsseltes Tagebuch. Getreu diesem Motto haben zwei Nutzer eines Internet-Forums ihre verschlüsselten Tagebücher vorgestellt. Die Verschlüsselungen sind sicherlich zu knacken.

“Ich bin eine begeisterte Tagebuch-Schreiberin. Ich habe bisher eine Geschichte im Tagebuch-Format veröffentlicht, aus den Jahren 1989 und 1990: Lesbian Crushes and Bulimia: A Diary on How I Acquired my Eating Disorder.”

Mit diesen Worten beginnt eine mehrmonatige Diskussion im Online-Forum Goodreads. Sie wurde von einer Natasha Holme gestartet. Ihre Tagebuch-Einträge, so erfährt man, hat Frau Holme verschlüsselt.

 

Natasha Holmes Tagebuch

Anscheinend hat Natasha Holme ziemlich viele Aufzeichnungen verschlüsselt zu Papier gebracht, denn auf Basis ihres Tagebuchs sind inzwischen drei autobiografische Bücher erschienen. Ich habe diese zugegebenermaßen nicht gelesen, daher weiß ich auch nicht, ob das verwendete Verschlüsselungsverfahren darin erklärt wird.

Holme-books

Im besagten Online-Forum hat Natasha Holme einige Stellen aus ihrem verschlüsselten Tagebuch veröffentlicht. Zum Beispiel diese:

Holme-diary-1

Wie man sieht, basiert die verwendete Geheimschrift auf dem griechischen Alphabet. Hier sind drei weitere Stellen:

Holme-diary-2Holme-diary-3Holme-diary-4

Vermutlich ist die Verschlüsselung leicht zu knacken, denn eine allzu komplizierte Methode verbietet sich für ein Tagebuch von selbst, sofern man nicht täglich Stunden mit dem Verschlüsseln verbringen will. In meiner Encrypted Book List hat Natasha Holmes Tagebuch die Nummer 00074.

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Neils Tagebuch

Was Natasha Holme kann, das kann ich auch, sagte sich offensichtlich ein Forum-Leser namens Neil. Auch er hat einige Zeit lang ein verschlüsseltes Tagebuch geführt, und auch er veröffentlichte einige Kostproben im Forum. Eine davon sah so aus:

Neil-Diary-1

Auch diese Verschlüsselung basiert auf griechischen Buchstaben. Neil führt noch vier weitere Auszüge auf:

Neil-Diary-2 Neil-Diary-3

Neil-Diary-4 Neil-Diary-5

Auch diese Verschlüsselung dürfte nicht schwer zu knacken sein. Dies ist Neil laut seinen Forumseinträgen bewusst. Ich gehe daher davon aus, dass diese Einträge keine allzu großen Geheimnisse enthalten und der Verfasser damit rechnet, dass sie früher oder später gelesen werden.

Hat jemand Lust, diese Tagebuch-Auszüge zu dechiffrieren?

Zum Weiterlesen: Wer knackt diese Verschlüsselung aus dem “Geheimen Tagebuch” von Johann Caspar Lavater

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Wer knackt die Verschlüsselung des Astronomen John Herschel?

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1866 veröffentlichte der Astronom John Herschel einen verschlüsselten Text. Die Lösung ist mir nicht bekannt.

Der Brite John Herschel (1792-1871) zählte zu den bedeutendsten Astronomen seiner Zeit. Er gab mehrere Sternkataloge heraus, machte einige bedeutende Entdeckungen und wurde mit zahlreichen Preisen geehrt.

Herschel leistete außerdem mehrere Beiträge zur Weiterentwicklung der damals noch jungen Fotografie. Eines der von ihm entdeckten Verfahren (Chromo-Fotografie) beschrieb er 1866 in der Fachzeitsschrift The Photograpic News (der folgende Scan zeigt die letzte Seite dieser Veröffentlichung).

Herschel-Cryptogram

Interessant ist an dieser Stelle das Postscript, das Herschel seinem Artikel beigefügt hat. Dort vergleicht er die Chromo-Fotografie mit dem Lösen einer Verschlüsselung (zweifellos ein kurioser Vergleich). Anschließend fordert er zur Lösung des folgenden Kryptogramms auf:

Herschel-Cryptogram-2

Hier ist eine Transkription des Kryptogramms:

Xabnsly ngpwpdetlews tbbbtzl aobl stheingdnxmccvv
hclzepsf xo qskxybbbbui
Egtubatjkh fba lwipizix eqjbnasv nfvj yjcin
cjzvekzxy gf nbyr gzrefewxiannst
Jxkivu v xcnukwcxpv ifnnszp’t tpdvm
!qaauuqrauaqqvso up mfijtxyz.

Laut Artikel müsste es sich um eine doppelte Verschlüsselung handeln. Von Vorteil ist, dass Wortzwischenräume, Groß- bzw. Kleinbuchstaben und einige Satzzeichen zu erkennen sind – sofern es sich dabei nicht um ein Ablenkungsmanöver handelt. Das Ausrufezeichen am Zeilenanfang wirkt seltsam.

Es kann natürlich sein, dass es irgendjemand in den letzten 150 Jahren geschafft hat, dieses Kryptogramm zu dechiffrieren. Mir ist allerdings keine Lösung bekannt. Kann ein Leser die Verschlüsselung knacken?

Zum Weiterlesen: Das verschlüsselte Telegramm eines Astronomen

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Wer kann diesen Grabstein entschlüsseln? Und wo befindet er sich überhaupt?

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Irgendwo im US-Bundesstaat Ohio ist ein Freimaurer begraben. Auf seinem Grabstein ist eine verschlüsselte Inschrift angebracht. Mir ist weder der Klartext bekannt, noch weiß ich, wo genau dieser Grabstein steht.

Die letzten Tage habe ich auf dem International Cryptologic Symposium in Charlotte (USA) verbracht. Es war wieder einmal eine tolle Veranstaltung, die vom Enigma-Experten Jim Oram hervorragend organisiert wurde. Für so eine Konferenz opfere ich gerne eine Urlaubswoche, auch wenn die Reise nicht ganz billig ist. Hier ist ein Video von meinem Vortrag.

 

Der verschlüsselte Grabstein in Ohio

Einen besonders spannenden Vortrag hielt der US-Professor Craig Bauer, Redaktionsleiter der Fachzeitschrift Cryptologia.

Bauer

Craig referierte über ungelöste Kryptogramme aus den letzten 600 Jahren. Die meisten davon kannte ich schon (beispielsweise das Voynich-Manuskript, den Zodiac-Killer oder die Debosnys-Kryptgramme). Trotzdem erfuhr ich ein paar Dinge, die ich bisher nicht wusste.

Völlig unbekannt war mir ein Grabstein mit verschlüsselter Inschrift, den Craig vorstellte. Ich habe zwar schon oft über verschlüsselte Grabsteine gebloggt, aber dieses Exemplar fehlt bisher in meiner Sammlung. Es befindet sich irgendwo im US-Bundesstaat Ohio. Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich leider kein Foto davon zeigen (es gibt momentan ohnehin nur eines, von dem ich weiß). Die folgende Zeichnung sollte es aber auch tun.

Eliza-Stone

Der Grabstein ist genau genommen eine Grabplatte, die flach auf dem Boden liegt. Sie hat die Form eines aufgeschlagenen Buchs. Die begrabene Person war Freimaurer. Viel mehr konnte mir Craig Bauer nicht zu diesem Kryptogramm sagen (ich kann leider nicht garantieren, dass es im obigen Bild zu 100 Prozent korrekt wiedergegeben ist, da sich im Original die graue Schrift nicht aussreichend vom Hintergrund abhebt). Bauers Informationen stammen von einem Mann, der selbst Freimaurer ist, aber anscheinend nicht mehr weiß, woher er das Foto des Grabsteins hat.

 

Wer weiß mehr?

Die erste Frage lautet nun: Wer ist hier überhaupt begraben? Ein John Eliza? Wann ist er gestorben? An einem 16. März?

Die rechte Hälfte des Grabsteins zeigt die besagte verschlüsselte Botschaft. Die verwendeten Buchstaben ähneln einer Freimaurer-Verschlüsselung, wie ich sie schon oft auf Klausis Krypto Kolumne vorgestellt habe (beispielsweise hier und hier). Doch was kann man daraus schließen? Laut Craig Bauer könnte der Klartext eine Aufzählung der Freimaurer-Ämter des Verstorbenen sein. Daher kämen Abkürzungen wie PM, PHP oder PIM (Past Master, Past High Priest, Past Illustrious Master) infrage, was die Dechiffrierung nicht unbedingt einfacher macht.

Und schließlich würde mich noch interessieren, wo genau sich dieser Grabstein befindet. Leider weiß Craig Bauer dies nicht. Ohio ist bekanntlich der US-Staat mit den drei C-Großstädten (Columbus, Cincinatti, Cleveland) und von  der Fläche her etwa ein Drittel so groß wie Deutschland. Einen Grabstein findet man dort nicht mal eben auf einem Spaziergang.

Kann  jemand eine dieser Fragen beantworten?

Craig Bauer hat in Charlotte übrigens ein Buch über ungelöste Verschlüsselungsrätsel angekündigt, das nächstes Jahr erscheinen soll – und auf das ich natürlich gespannt bin. Das Eliza-Kryptogramm soll darin vorkommen. Wer mehr zu diesem Grabstein sagen kann, hat daher Chancen, im Buch erwähnt zu werden. Wer das Kryptogramm löst, könnte auch in den USA Ruhm ernten.

Zum Weiterlesen: Ungelöst: Die verschlüsselte Nachricht eines Räubers

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Wer knackt diese beiden verschlüsselten Postkarten aus Anita?

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Vor gut 100 Jahren erhielt ein Mann in Iowa zwei verschlüsselte Postkarten zugeschickt. Kann sie jemand dechiffrieren?

Charlotte ist nicht nur ein weiblicher Vorname, sondern auch eine Stadt in North Carolina (USA). Dort findet alle zwei Jahre eine spannende Konferenz für Kryptologie-Geschichte statt. Auch dieses Jahr hatten wieder einige Teilnehmer Verschlüsselungsgeräte und andere Sammlerstücke dabei.

Enigma-Battlefield

Besonders interessant fand ich eine Sammlung von verschlüsselten Postkarten, die der US-Amerikaner Raymond Borges zusammengetragen hat und in Charlotte vorstellte.

Anita ist nicht nur ein weiblicher Vorname, sondern auch eine Stadt in Iowa (USA). Zwei der Postkarten in Raymonds Sammlung wurden an einen Glen Brown verschickt, der in Anita wohnte. Wer die Karten verschickte und wo dies passierte ist nicht bekannt. Auffällig ist, dass auch das Motiv der Postkarten den Schriftzug “Anita” enthält.

Postcard-Anita-pic

Auf beiden Karten ist eine relativ lange verschlüsselte Nachricht notiert. Auf der ersten ist das Jahr 1913 zu erkennen.

Postcard-Anita-1-tex

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Bitte vormerken: Am 8. Juni 2016 bin ich an einer spannenden Veranstaltung in Soest beteiligt: DIE CODEKNACKER.
Der Abend steht unter dem Motto “Faszinierend – Atemberaubend – Unterhaltsam”.
Hier gibt es die Details.
Falls jemand einen verschlüsselten Text (z. B. Postkarte oder Brief) aus dem Raum Soest kennt, bitte melden.
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Auf der zweiten Karte kann ich nicht erkennen, in welchem Jahr sie verschickt wurde.

Postcard-Anita-2-tex

Beide Karten wurde an einen Mann geschickt. Dies ist ungewöhnlich, denn fast alle verschlüsselten Postkarten, die ich bisher auf Klausis Krypto Kolumne veröffentlicht habe, sind Liebesgrüße von einem Mann an seine (oft heimliche) Geliebte.

Schafft es jemand die beiden Karten zu dechiffrieren?

Zum Weiterlesen: Ich glaub, mich tritt ein Pferd: Wer kann diese verschlüsselte Postkarte lösen?

PS: Im Gegensatz zu Charlotte und Anita ist Enigma kein gängiger weiblicher Vorname. Mein Artikel vom 1. April zu diesem Thema war ein Aprilscherz.

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Wer löst dieses verschlüsselte Schreiben eines Sohns an seine Eltern?

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Im Jahr 1976 verließ ein junger Mann seine Familie und schickte ihr ein paar Monate später eine verschlüsselte Nachricht aus Israel zu. Kann sie jemand knacken?

Heute geht es um einen Mann, dessen Name ich nicht kenne. Er wurde am 19. November 1954 geboren und wuchs in den USA auf. Noch in seinen frühen Zwanzigern lebte er bei seinen Eltern. Der junge Mann arbeitete als Computer-Programmierer und Hardware-Entwickler – ein damals noch deutlich seltenerer Beruf als heute.

Der namentlich nicht bekannte Mann interessierte sich für US-Geschichte. Er erlitt zwei schwere Unfälle, die sein Weltbild veränderten. Er beschäftigte sich danach mit Parapsychologie, religiösen Lehren und Astrologie.

1976 war der junge Mann plötzlich verschwunden. Die Umstände sprachen nicht für ein Verbrechen, sondern eher für eine freiwillige Flucht.

Im Oktober 1976 erhielten die Eltern einen Brief ihres verschwundenen Sohnes. Das Schreiben war recht kurz und außerdem verschlüsselt (MLH sind die Initialen seiner Mutter).

MLH-Cryptogram

Die Eltern konnten das Schreiben (ich nenne es “MLH-Kryptogramm”) nicht entschlüsseln und wandten sich daher an die American Cryptogram Association (ACA). In deren Zeitschrift The Cryptogram wurde das Kryptogramm in der Ausgabe Jan/Feb 1978 auf der Titelseite vorgestellt.

Ich gehe stark davon aus, dass jemand innerhalb der ACA die Lösung gefunden hat (ansonsten wäre das MLH-Kryptogramm sicherlich populärer). Ich besitze allerdings nicht alle Cryptogram-Aufgaben und kenne den Klartext daher nicht.

Der Artikel in The Cryptogram nennt noch ein paar Besonderheiten, die zur Lösung beitragen könnten. So ist auf dem Briefumschlag das Wort „apt.“ klein geschrieben, und statt „Avenida“ heißt es „Avienda“. Als Absender ist „Milestone“ eingetragen.

Kann jemand dieses Kryptogramm knacken? Oder kennt jemand die Lösung? Ich bin gespannt.

Zum Weiterlesen: Gelöst: Der verschlüsselte Drohbrief an US-Präsident Roosevelt

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Wer löst diese Serie von zwölf verschlüsselten Postkarten? (Teil 3/4)

Ist in dieser Fernsehserie eine geheime Botschaft zu sehen?

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In einer Fernsehserie, deren Name ich nicht kenne, ist im Hintergrund eine Buchstaben-Folge zu sehen. Hat diese eine Bedeutung?

Wer gerne Klausis Krypto Kolumne liest, sollte ab und zu auch die FaceBook-Seite Cryptograms & Classical Ciphers ansteuern. Sie wird vom Neuseeländer Bart Wenmeckers betrieben. Wer sie lesen will, muss sich anmelden, die Anmeldung ist kostenlos.

Auf Cryptograms & Classical Ciphers finden sich einige Geschichten, die Lesern dieses Blogs sicherlich bekannt vorkommen – etwa der Somerton-Mann oder der Mordfall McCormick.

Nicht bekannt war mir dagegen eine andere Geschichte, die dort vorgestellt wird (der Post stammt von Mark Romo und wurde am 5. Februar veröffentlicht). Es geht um eine verschlüsselte (?) Nachricht, die in einer Fernsehserie zu sehen ist. Ganz neu ist diese Idee sicherlich nicht, denn auch der Spielfilm Fair Game

Fair-Game-2-bar

… und die Fernsehserie Breaking Bad

Breaking-Bad-Code-bar

warten mit einem bisher ungelösten Kryptogramm auf.

Gerne würde ich an dieser Stelle verraten, um welche Fernsehserie es in dem besagten Post von Mark Romo geht. Diese Information habe ich aber nirgendwo gefunden. Vielleicht weiß ein Leser mehr.

Hier sind die Bilder, die Mark Romo veröffentlicht hat:

TV-Show-1

TV-Show-2 TV-Show-3 TV-Show-4

Kann jemand in diesen Buchstaben-Folgen etwas erkennen? Oder weiß jemand, um welche Fernsehserie es hier geht?

Zum Weiterlesen: Wie ein Sprengstoff-Code half, einen Mord aufzuklären

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Wer löst diese Serie von zwölf verschlüsselten Postkarten? (Teil 5/6)

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Die nächsten zwei Postkarten von Hugo an Hedwig kommen. Wer kann sie entschlüsseln?

Dank Jörg Schäffler und Mirko Gutjahr sind nun auch die Karten 3 und 4 von Hugo an Hedwig gelöst. Die Klartexte waren ziemlich kurz. Ohne die ersten beiden Karten wären die Verschlüsselungen daher nur schwer zu lösen gewesen.

Hier kommen die nächsten zwei Karten. Danke an Tobias Schrödel für diese tolle Serie. Diese Karte wurde in Danzig verschickt:

crypto-pc-1900-0830-Danzig-Zeitz-back

crypto-pc-1900-0830-Danzig-Zeitz-front

Die nächste Karte verschickte Hugo aus Kiel:

crypto-pc-1900-1004-Kiel-Zeitz-back

crypto-pc-1900-1004-Kiel-Zeitz-front

Schafft es jemand, die beiden Karten zu entschlüsseln?

Zum Weiterlesen: Zwei verschlüsselte Postkarten warten auf ihre Dechiffrierung – aber nicht mehr lange

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Tote verraten keine Geheimwörter – oder vielleicht doch?

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Der Parapsychologe Robert Thouless wollte mithilfe der Kryptografie beweisen, dass es ein Leben nach  dem Tod gibt. Ich habe vor ein paar Jahren ein ähnliches Experiment gestartet.

Das Experiment, das der Brite Robert Thouless (1894-1984) im Jahr 1948 startete, hatte folgenden Ablauf: Thouless verschlüsselte eine Nachricht in einer Form, die seiner Meinung nach nicht zu knacken war, und kündigte an, nach seinem Tod – sofern möglich – den Schlüssel aus dem Jenseits zu übermitteln. Sollte jemand diesen Schlüssel empfangen und wäre er damit in der Lage, den Text zu entschlüsseln, so wäre bewiesen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass Tote mit Lebenden kommunizieren können. Eine der größten Sensationen der Wissenschaftsgeschichte wäre perfekt.

Thouless_Evans_m

Der Schlüssel aus dem Jenseits lässt auf sich warten

Thouless veröffentlichte zunächst zwei Nachrichten dieser Art (die zweite aus Redundanzgründen). Als eine der Nachrichten geknackt wurde, reichte er eine dritte nach. Als Thouless 1984 starb, nahm er somit zwei verschlüsselte Nachrichten ins Grab. Da der US-Codeknacker Jim Gillogly in den Neunzigern eine davon lösen konnte, ist noch eine davon übrig geblieben. Sie lautet:

INXPH CJKGM JIRPR FBCVY WYWES NOECN SCVHE GYRJQ TEBJM TGXAT TWPNH CNYBC FNXPF LFXRV QWQL

Leider hat sich bisher niemand gemeldet, der den Schlüssel empfangen hat. Tote verraten also keine Geheimwörter – bisher jedenfalls nicht, denn nach wie vor könnte es natürlich passieren, dass Thouless die gesuchte Geheiminformation aus dem Jenseits übermittelt.

Die ungelöste Thouless-Nachricht ist in meiner Liste der 25 bedeutendten ungelösten Verschlüsselungen vertreten. Einen ausführlichen Artikel über die Thouless-Experimente habe ich vor drei Jahren in der Telepolis veröffentlicht.

 

Mein eigenes Experiment

Was Robert Thouless kann, so dachte ich mir, das kann ich auch. Als ich mein Buch Nicht zu knacken schrieb, startete ich daher mein eigenes Experiment nach dem Thouless-Vorbild.

Dabei stellte ich fest: Mit Aufkommen des Computers und durch den Fortschritt der Verschlüsselungstechnik haben sich die Möglichkeiten für ein solches Experiment sogar noch verbessert. Die Verschlüsselungsverfahren von heute sind mit dem Computer leicht durchzuführen, und man muss sich keine ernsthaften Sorgen machen, dass jemand in der Lage ist, sie zu knacken.

Es gibt allerdings ein Problem, das auch das beste Verschlüsselungsverfahren nicht lösen kann: Allzu exotische Schlüsselwörter (beispielsweise MDJZFHENALHDG) kann sich ein Mensch nicht merken – schon gar nicht über den Tod hinaus. Die Menge der nichtexotischen Schlüsselwörter ist dagegen begrenzt. Nimmt man beispielsweise sämtliche Wörter aller gängigen Sprachen inklusive Nebenformen und falschen Schreibweisen, dürfte die Zahl der gedächtnistauglichen Buchstabenfolgen maximal bei zehn Millionen liegen. Diese kann ein Computer-Programm durchprobieren und jeweils testen, ob eine Entschlüsselung ein sinnvolles Ergebnis liefert.

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Bitte vormerken: Am 8. Juni 2016 bin ich an einer spannenden Veranstaltung in Soest beteiligt: DIE CODEKNACKER.
Der Abend steht unter dem Motto “Faszinierend – Atemberaubend – Unterhaltsam”.
Hier gibt es die Details.
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Oft lässt sich dieses Problem lösen, indem man ein (besonders kompliziertes) Schlüsselwort auf einer Chipkarte speichert. In diesem Fall kam dies jedoch nicht infrage – schließlich kann ich keine Chipkarte mit ins Jenseits mitnehmen. Als beste Alternative gilt, sich einen Satz zu überlegen (z. B. “Jeden Morgen geht die Sonne über Klein-Posemuckel auf.”) und anschließend die Anfangsbuchstaben und Satzzeichen als Schlüsselwort zu verwenden. Im Beispiel wäre dies “JMgdSüK-Pa.” – schwer zu erraten und dennoch halbwegs gut zu merken.

Für mein Experiment generierte ich ein Schlüsselwort auf diese Weise. Mit diesem (im ASCII-Code) verschlüsselte ich – wie Robert Thouless – eine Nachricht. Das Verschlüsselungsverfahren, das ich verwendet habe, ist der allseits bekannte Advanced Encryption Standard (AES) im Electronic-Code-Book-Modus (ECB). Als Schlüssellänge habe ich 128 Bit gewählt. Zum Verschlüsseln habe ich die kostenlose Software CrypTool in der Version 2.0 verwendet. Der resultierende Geheimtext sieht wie folgt aus:

35 12 C7 9E 9B 4D 41 53 60 BC 75 6E B9 25 B2 53

Die Nachricht besteht aus 16 Buchstaben. Sie beginnt im Klartext mit AA und endet mit ZZ. Dazwischen findet sich ein aus 12 Großbuchstaben bestehender Ausdruck in englischer Sprache.

Das Schlüsselwort, das ich nach der beschriebenen Methode gewählt habe, dürfte zwar schwer zu erraten sein. Dennoch wollte ich mich gegen einen Brute-Force-Angriff schützen. Dazu nutzte ich eine Methode, um ein Verschlüsselungsverfahren gezielt zu verlangsamen: das Anhängen einer (beispielsweise sechsstelligen) Zahl an das Schlüsselwort. Aus ABCDEFGH wird so beispielsweise ABCDEFGH571865. Die sechsstellige Zahl muss sich der Anwender nicht merken. Wenn nun geprüft werden soll, ob ABCDEFGH das richtige Passwort ist, dann bleibt nichts anderes übrig, als von ABCDEFGH000000 bis ABCDEFGH999999 alle Möglichkeiten durchzuprobieren, bis die richtige gefunden ist. Im Extremfall sind dies eine Million Möglichkeiten, im Schnitt 500.000. Die Folge: Wer das richtige Schlüsselwort weiß, muss auf die Verifizierung statt ein paar Mikrosekunden ein paar Sekunden warten. Jemand, der das Schlüsselwort nicht kennt und stattdessen ein ganzes Wörterbuch durchprobieren muss, benötigt dagegen statt ein paar Stunden 500.000 Stunden.

Im Experiment habe ich jedoch keine sechsstellige Zahl, sondern eine Fünf-Byte-Zahl verwendet. Dies kommt wie folgt zustande. Mein von einem Satz abgeleitetes Schlüsselwort besteht aus maximal elf druckbaren Zeichen. Wenn es weniger als elf sind, wird der Rest mit Null-Bytes (gemeint ist nicht das ASCII-Zeichen “0”, sondern ein aus acht Null-Bits bestehendes Byte) aufgefüllt. Da der AES mit 16-Byte-Schlüsselwörtern arbeitet, bleiben am Ende noch fünf Byte übrig. Diese fünf Byte habe ich mit einer Bitfolge gefüllt, was einer Zahl zwischen 0 und 1.099.511.627.775 gleichkommt.

Vor meinem Tod werde ich das Schlüsselwort nicht verraten. Danach werde ich zwei Möglichkeiten haben, es zu übermitteln: entweder als Buchstabenfolge oder in Form eines kompletten Satzes. Sollten Sie das Schlüsselwort irgendwann nach meinem Tod empfangen, dann empfehle ich, mit einem Kryptologen Kontakt aufzunehmen. Vielleicht sind Sie auf eine wissenschaftliche Weltsensation gestoßen.

Zum Weiterlesen: Spektakulärer Flohmarkt-Fund: Verschlüsseltes Buch ist gelöst!

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Wer löst diese Serie von zwölf verschlüsselten Postkarten? (Teil 7/8)

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Meine Leser haben nicht nur die bisher vorgestellten Postkarten gelöst, sondern auch etwas über den mutmaßlichen Schreiber herausgefunden. Hier sind die nächsten zwei Karten.

Auf meine Leser war wieder Verlass. Jörg Schäffler hat die Postkarten 6 und 7 gelöst. Hier kommen die nächsten zwei. Danke an Tobias Schrödel für diese tolle Postkarten-Serie.

Die folgende Karte wurde aus Kiel verschickt (passend zum Motiv im November 1900):

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Der Absender hieß übrigens Hugo Müller. Möglicherweise ist dieser mit dem Unternehmer Hugo Müller identisch, der zwischen 1908 und 1932 in Zeitz (Sachsen-Anhalt) die Firma Excelsior leitete, die Kinderwagen herstellte (es gab allerdings noch eine zweite Person dieses Namens in Zeitz, die Zuordnung ist daher nicht sicher). Wahrscheinlich stammen die Postkarten aus der Zeit seines Militärdiensts, den er wohl bei der Marine ableistete.

Der Leser Christian Bär hat mich auf eine (nicht verschlüsselte) Postkarte aufmerksam gemacht, die der Unternehmenr Hugo Müller 1923 verschickt hat. Diese Karte ist an einen Kinderwagen-Händler gerichtet. Es geht darin um eine Preiserhöhung von 700 Prozent des ursprünglichen Preises auf 800 Prozent. Vermutlich gab es im selben Jahr noch einige weitere Preiserhöhungen, denn 1923 war bekanntlich das Jahr der Hyperinflation, die schließlich dafür sorgte, dass ein US-Dollar 4,2 Billionen Mark kostete.

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Danke an Jörg Schäffler, Thomas und Christian für die Informationen zu Hugo Müller.

Hier ist die nächste verschlüsselte Postkarte (eine Weihnachtskarte):

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Findet jemand den  Klartext? Ich bin gespannt, was Hugo seiner Hedwig zum Jahresende mitgeteilt hat.

Zum Weiterlesen: Die verschlüsselten Postkarten von Florence Maud Golding

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Wer löst diese Serie von zwölf verschlüsselten Postkarten? (Teil 9/10)

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Auch in den Monaten Februar und März verschickte der mutmaßliche spätere Kinderwagen-Fabrikant Hugo Müller verschlüsselte Postkarten an seine Hedwig. Wer findet den Klartext?

Jörg Schäffler hat auch die Postkarten 7 und 8 gelöst. Anscheinend gab es Anfang Dezember 1900 Liebeskummer zwischen Hugo und seiner Hedwig (“Du laesst ia gar nichts mehr von dir hoeren”). Trotzdem wollte Hugo seine Angebetete “erst aber kraeftig Umschlingen, etwas Knutschen u. dann herzinnglich heisz u. sues kuessen”.

Hier kommen die nächsten zwei Karten. Danke an Tobias Schrödel für diese tolle Postkarten-Serie.

Vielleicht lag es am besagten Liebskummer, dass Hugo im Januar erst einmal keine Karte verschickte. Karte Nummer 9 kam dann jedoch im Februar 1901 aus Kiel:

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Die nächste Karte folgte im März 1901:

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Kann jemand die beiden Karten entschlüsseln?

Zum Weiterlesen: Ungelöst: Eine verschlüsselte Postkarte aus dem Jahr 1906

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Wer knackt diesen verschlüsselten Brief von Nicolas de Catinat?

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Die Aargauer Kantonsbibliothek hat mich um Unterstützung gebeten. Wer kann diesen verschlüsselten Brief des französischen Marschalls Nicolas de Catinat dechiffrieren?

Hinweis: Leider gibt es bei Scienceblogs.de momentan Probleme mit dem Hochladen von Bildern. Die Bilder in diesem Artikel sind daher von einer externen Quelle verlinkt.

“Ich bin auf der Suche nach einer Dechiffrierung eines Briefs von Nicolas de Catinat auf Ihren Namen gekommen”, schrieb mir Frau Dr. Ruth Wüst von der Aargauer Kantonsbibliothek in der Schweiz.

Frau Wüst ist gerade dabei, das Archiv der Familie Zurlauben (ca. 32’000 Seiten) aus der frühen Neuzeit online zu stellen. In diesem Archiv ist sie auf einen verschlüsselten Brief gestoßen, der auf den 15. September 1702 datiert ist. Geschrieben wurde er im “Camp d’Ingleshein”. Historiker vermuten, dass die Unterschrift von Nicolas de Catinat, einem hochrangigen französischen Offizier und “Marschall von Frankreich”, stammt. Als Empfänger vermutet man den Lieutenant General Beat Jakob Zurlauben. Der Brief ist auf Französisch verfasst.

Die Zurlaubens waren eine bedeutende Magistratenfamilie aus dem Schweizer Kanton Zug, die über mehr als 200 Jahre einflussreiche politische, militärische und kirchliche Positionen besetzte. Die männlichen Familienmitglieder kämpften als Söldner in den Armeen Frankreichs, Savoyens, Spaniens und des Heiligen Stuhls. Die Familie unterhielt von 1619 bis zur Französischen Revolution fast ohne Unterbrechung eine Kompanie im königlichen Garderegiment in Frankreich.

 

Drei Seiten mit einem Nomenklator verschlüsselt

Der Brief hat drei Seiten. Hier ist Seite 1 (sobald das Hochladen wieder richtig funktioniert, kann ich eine höhere Auflösung einstellen):

Hier ist Seite 2:

Auf Seite 3 findet sich nur noch Klartext:

Ein Nomenklator steckt dahinter

Wer Klausis Krypto Kolumne öfters liest, erkennt schnell, um welche Art von Verschlüsselung es sich hier handelt: um einen Nomenklator. Ein Nomenklator sieht für jeden Buchstaben des Alphabets sowie für wichtige Wörter je eine Zahl (oder eine Buchstabengruppe) vor. Ein einfaches Beispiel:

A=1, B=2, C=3, D=4, …, Z=26, HUND=99, KATZE=123, MAUS=180

Der Ausdruck HUND KATZE UND MAUS verschlüsselt sich damit in 99, 123, 21, 14, 4, 180.

Um eine Häufigkeitsanalyse zu erschweren, kann der Verschlüssler bei manchen Nomenklatoren zwischen mehreren Zahlen für denselben Buchstaben wählen. Wenn ein Nomenklator besonders viele Einträge umfasst, spricht man von einem Codebuch. Wo genau der Übergang zwischen einem Nomenklator und einem Codebuch liegt, ist nicht festgelegt, man könnte die Grenze bei etwa 1000 Einträgen ziehen.

Codebücher und Nomenklatoren waren ab dem 14. Jahrhundert bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Gebrauch. Vor Aufkommen des Computers bildeten sie vermutlich die meistverwendete Form des Verschlüsselns überhaupt. Frühe Codebücher und Nomenklatoren lassen sich heute meist lösen (ein Beispiel ist der Mann mit der Eisernen Maske), doch ab etwa 1800 erreichte diese Technik eine Qualität, bei der auch heutige Codeknacker oft passen müssen. Ungelöste Codebuch- bzw. Nomenklator-Nachrichten sind etwa das Seidenkleid-Kryptogramm oder das van-Gelder-Kryptogramm. Auch das Ohio-Kryptogramm dürfte dazu gehören.

Leider gibt es meines Wissens momentan weltweit keinen Spezialisten für das Knacken von Codes und Nomenklatoren. Dabei gäbe es für so jemanden viel zu tun, denn in den Archiven schlummern noch unzählige Kryptogramme dieser Art.

 

Wer kann das Catinat-Kryptogramm lösen?

Der von Catinat verwendete Nomenklator sieht Zahlen zwischen 1 und 500 vor. Zweistellige Zahlen sind dabei deutlich häufiger als zu erwarten wäre. Dies könnte bedeuten, dass die Buchstaben des Alphabets mit zweistelligen Zahlen kodiert wurden, während für ganze Wörter größere Zahlen verwendet wurden (viele Nomenklatoren waren so aufgebaut, obwohl eine solche Trennung aus Sicherheitsgründen eigentlich vermieden werden sollte). Leider sind keine Wort-Zwischenräume zu erkennen, was die Sache deutlich erschwert.

Kann jemand den verschlüsselten Brief von Nicolas de Catinat lösen? Nicht nur in der Aargauer Kantonsbibliothek würde man sich freuen.

Zum Weiterlesen: Wer knackt die verschlüsselte Nachricht von Kardinal Soglia?

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Wer knackt diese Postkarte aus Ohio?

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Im Jahr 1921 schickte ein unbekannter Mann eine verschlüsselte Postkarte an eine Frau in Ohio. Kann jemand dieses Kryptogramm lösen?

Wenn ich bisher den US-Bundesstaat Ohio erwähnt habe, dann immer nur im Zusammenhang mit dem Ohio-Kryptogramm. Kein Wunder, handelt es sich dabei doch um ein spannendes Krypto-Rätsel, dessen Lösung möglicherweise die Aufklärung eines Raubüberfalls nach sich ziehen könnte. Heute werde ich ein weiteres Krypto-Rätsel aus Ohio vorstellen.

Auf dieses Rätsel bin ich auf dem Charlotte Cryptologic Symposium gestoßen. Dort durfte ich dankenswerterweise die verschlüsselten Postkarten von Raymond Borges fotografieren. Auf zwei Karten aus dieser Sammlung bin ich vor kurzem eingegangen. Heute kommt eine weitere. Die Bildseite sieht wie folgt aus:

Postcard-Borges-Tomasik-pic

Interessant wird es auf der Textseite:

Postcard-Borges-Tomasik-add

Ich kann zugegebenermaßen weder den Klartext noch den Geheimtext lesen. Vermutlich wurde die Karte in einer slawischen Sprache (Polnisch?) verfasst. Das Kryptogramm besteht nur aus Zahlen. Stehen jeweils zwei Ziffern, die übereinander stehen, für einen Buchstaben? Oder steckt ein anderes System dahinter?

Der Absender war höchstwahrscheinlich ein Mann. Die Empfängerin dürfte seine Geliebte gewesen sein. Wer Klausis Krypto Kolumne öfters liest, weiß, dass die meisten verschlüsselten Postkarten diesem Muster folgen.

Was für eine Liebesbotschaft verbirgt sich dieses Mal hinter den verschlüsselten Zeilen? Und in welcher Sprache sind sie verfasst? Hinweise nehme ich gerne entgegen.

Zum Weiterlesen: Wer kann diese verschlüsselte Postkarte aus Tschechien dechiffrieren?

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George Lasrys ungelöste Probleme der historischen Verschlüsselungstechnik (Teil 2)

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Der Israeli George Lasry hat eine Liste von ungelösten Problemen aus der Verschlüsselungstechnik zusammengestellt. Sie zeigt, dass es für Codeknacker noch viel zu tun gibt.

Beim 2nd Historic Ciphers Colloquium stellte der Israeli George Lasry eine Liste von ungelösten Problemen aus der Verschlüsselungstechnik vor. Dabei ging es um das Lösen historischer Verschlüsselungstechniken (mit Computer-Unterstützung), wenn die Methode an sich bekannt ist und das Ziel darin besteht, den Schlüssel zu finden. Hier ist die Liste (Georges Präsentation gibt es hier als Download):

 

SIGABA

Die US-Verschlüsselungsmaschine SIGABA funktioniert ähnlich wie die Enigma, ist aber deutlich sicherer. Sie leistete im Zweiten Weltkrieg wichtige Dienste. Bis heute ist keine auch nur annähernd praxistaugliche Methode bekannt, um SIGABA-Verschlüsselungen zu knacken. Ob es so eine Methode überhaupt gibt, ist eine ungeklärte Frage.

 

KL-7

Die KL-7, die ebenfalls der Enigma ähnelt, war die Verschlüsselungsmaschine der NATO im Kalten Krieg. Laut George Lasry wurde bisher überhaupt keine Methode veröffentlicht, mit der sich dieses Gerät knacken lässt – geschweige denn eine praxistaugliche.

KL-7

 

Siemens & Halske T52 (Geheimschreiber)

Der Geheimschreiber war nach der Enigma die zweitwichtigste deutsche Verschlüsselungsmaschine. Es gab sind in den Varianten a, b, c, d und e. Erst ab Variante d war sie sicher. Bis heute ist keine ausreichend wirksame Knackmethode bekannt.

Geheimschreiber-NCM

 

Hagelin CX-52

Die CX-52 gilt als die kommerziell erfolgreichste Verschlüsselungsmaschine aller Zeiten. Der schwedische Unternehmer Boris Hagelin verkaufte sie im Kalten Krieg in jedes halbwegs bedeutende Land der Welt. Heute ist es möglich, eine CX-52-Verschlüsselung zu knacken, allerdings benötigt man den Klartext. Gibt es bessere Methoden?

 

Fialka

Die wichtigste Verschlüsselungsmaschine des Ostblocks im Kalten Krieg ist noch heute eine harte Nuss. Bisher wurde keine Knackmethode veröffentlicht.

Kryptologikum-Fialka

 

Lorenz SZ42

Die Lorenz-Maschine, die im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen auf höchster militärischer Ebene genutzt wurde, wurde von den Briten geknackt. Die damals verwendete Knack-Methode wurde bis heute nicht verbessert.

lorenz-maschine

 

M-209

Im Zweiten Weltkrieg bauten die US-Amerikaner 140.000 Exemplare der M-209. Nicht nur die Deutschen konnten sie knacken. Allerdings benötigt man bis heute recht lange Geheimtexte (mindestens 750-1000 Buchstaben). Es müsste bessere Methoden geben.

 

Doppelwürfel

Der Doppelwürfel gilt mit als das beste Verschlüsselungsverfahren, das nur mit Papier und Stift ausführbar ist. George Lasry hat gezeigt, dass man Verschlüsselungen mit Schlüsselwörtern bis zur Länge von 25 Buchstaben knacken kann. Ob es noch besser geht, ist nicht bekannt.

Doppelwürfel

 

Enigma

Die Enigma ist gut erforscht – auch was das Knacken der damit verschlüsselten Nachrichten anbelangt. Die beste bekannte Knack-Methode erfodert einen Geheimtext, der aus mindestens 60 bis 70 Buchstaben besteht. Geht es noch besser?

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Chaocipher

Die Chaocipher ist ein Verschlüsselungswerkzeug von der Müllkippe der Krypto-Geschichte (in meinem Buch Codeknacker gegen Codemacher gibt es ein Kapitel darüber). Ihr Erfinder versuchte Jahre lang vergeblich, sein e Idee zu verkaufen und trieb hierbei eine überflüssige Geheimniskrämerei. Dabei ist die Chaocipher ziemlich umständlich und nur mittelmäßig sicher. Für eine einzelne verschlüsselte Nachricht, über deren Inhalt man nichts weiß, ist dennoch bisher kein Knack-Verfahren bekannt.

 

Weitere Verfahren

Zusätzlich zu den zehn genannten Verfahren listet George noch GRANIT (DDR-Version des Doppelwürfels), den Reihenschieber (Zufallsgenerator für die Westentasche) und den Rasterschlüssel 44 (deutsches Verfahren aus dem Zweiten Weltkrieg) auf.

Ich finde diese Liste sehr spannend und hoffe, dass für die genannten Verfahren in den kommenden Jahren bessere Knack-Methoden gefunden werden.

Zum Weiterlesen: Die Top-10 der ungelösten Verschlüsselungsrätsel: Eine Liste auf YouTube

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Wer löst diesen verschlüsselten Brief aus dem französischen Nationalarchiv

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Im französischen Nationalarchiv in Paris liegt ein verschlüsselter Brief, über den mir nichts bekannt ist. Kann ihn jemand knacken?

Gibt es Klausis Krypto Kolumne auch auf Englisch? Diese Frage wird mir oft gestellt, und ich muss sie regelmäßig mit nein beantworten. Leider benötige ich für englische Texte länger als für deutsche und erreiche außerdem nicht das sprachliche Niveau, das notwendig wäre.

Dennoch habe ich zahlreiche Leser aus englischsprachigen Ländern. Diese nutzen, falls sie kein Deutsch verstehen, Google Translate. Einer dieser Google-Translate-Leser ist Knox, ein US-Amerikaner aus Texas. Er hat mir kürzlich eine ganze Liste von verschlüsselten Briefen zukommen lassen, die alle online verfügbar sind. Ich gehe davon aus, dass ich über diese Sammlung noch so manchen Blog-Artikel schreiben kann.

Heute fange ich mit dem ersten Brief von der Knox-Liste an. Er steht auf den Seiten 6 und 7 in einer online zugänglichen PDF-Datei, die von der französischen Nationalbibliothek (Bibiothèque national de France) bereitgestellt wird. Hier ist die erste von zwei Seiten:

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Und hier kommt die zweite Seite:

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Leider enthält weder die Webseite noch der Brief selbst irgendwelche Informationen, die über das Kryptogramm hinausgehen. Ich weiß daher nicht, wer diesen Brief wann an wen geschrieben hat. Die Sprache könnte Französisch sein.

Vermutlich hat der Verfasser eine einfache Buchstaben-Ersetzung verwendet. Dadurch dürfte dieser Brief um ein Vielfaches leichter zu knacken sein als der Brief von Nicolas de Catinat, über den ich vor ein paar Tagen berichtet habe.

Kann jemand diesen Brief dechiffrieren?

Zum Weiterlesen: Die ungelöste Geheimschrift von Kaiser Ferdinand III.

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Ist die rätselhafte Inschrift von Shugborough Hall gelöst?

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Die Inschrift von Shugborough Hall zählt zu den bekanntesten ungelösten Kryptogrammen der Welt. Der US-Amerikaner Dave Ramsden hat eine halbwegs plausible Lösung vorgeschlagen. Ist sie korrekt?

Es dürfte wohl niemanden überraschen, dass die Fachzeitschrift Cryptologia zu meinen Lieblingslektüren gehört. Dieses Magazin, das seit diesem Jahr zweimonatlich erscheint, ist hauptsächlich der Geschichte der Kryptologie gewidmet. Ab und zu gibt es auch Artikel zur aktuellen Kryptologie. Leider ist die Cryptologia recht teuer und nur in wenigen Bibliotheken vorhanden.

Die aktuelle Ausgabe 4/2016 der Cryptologia ist wieder einmal äußerst lesenswert. Vor allem der letzte Artikel ist interessant. Es handelt sich um eine Besprechung des Buchs Unveiling the Mystic Ciphers von Dave Ramsden. Autor der Rezension ist Cryptologia-Redaktionsleiter Craig Bauer. In diesem Buch aus dem Jahr 2014 geht es um die (verschlüsselte?) Shugborough-Hall-Inschrift, für die der Verfasser des Buchs eine mögliche Lösung präsentiert. Ist ihm tatsächlich der Durchbruch bei einem so bekannten Kryptogramm gelungen?

 

Die Shugborough-Hall-Inschrift

Die Shugborough-Hall-Inschrift ist nach dem englischen Landgut Shugborough Hall benannt. Das schlossähnliche Anwesen nahe Wolverhampton ist eine Touristenattraktion. Unweit des Hauptgebäudes steht ein um 1750 errichtetes Denkmal, das als “Shepherd’s Monument” bekannt ist. Auf diesem ist ein Relief angebracht:

Shugborough-Relief

Schöpfer des Reliefs ist der flämische Bildhauer Peter Scheemaekers (1691–1781), der im Auftrag der Besitzerfamilie Anson arbeitete. Das Motiv ist dem Gemälde “Die Hirten von Arkadien” des französischen Malers Nicolas Poussin nachempfunden. Unterhalb des Reliefs befindet sich die besagte Inschrift, die aus zehn Buchstaben besteht:

Shugborough-Inscription

Die Inschrift lautet also:

   O·U·O·S·V·A·V·V
D·                  M·

Die ungeklärte Frage ist nun, was diese Buchstaben bedeuten. Weitere Fragen lauten: Warum ist die Nachricht auf zwei Zeilen verteilt? Weshalb folgt auf jeden Buchstaben ein Punkt, außer auf das V am Ende der oberen Zeile? Der Punkt nach dem abschließenden M wirkt dagegen überflüssig.

Getreu dem Motto “wer einen Hammer hat, betrachtet jedes Problem als Nagel” frage ich mich zunächst, ob hier eine Verschlüsselung vorliegt. In meinem Blog-Artikel vom Dezember 2015 gibt es ein paar Gedanken dazu.

 

Ramsdens Lösungsvorschlag

Wie sieht nun die Lösung aus, die Ramsden vorschägt? Der Leser Kent hat sie als Kommentar zu meinem letztjährigen Artikel wie folgt zusammengefasst:

The most intriguing proposed solution I can recall is the one that uses an acrostic plus one word from the old prayer phrase for the Virgin Mary “Blessed art THOU O Queen of Heaven” as key: BTHOUOQH. With this as key on a Beaufort (backwards) Vigenere Tableau, OUOSVAVV decrypts to MAGDALEN.

Mit anderen Worten:

Geheimtext:       OUOSVAVV
Davon abzuziehen: BTHOUOQH
Resultat:         MAGDALEN

Dabei gilt A=1, B=2, C=3 und so weiter. Der Schlüssel BTHOUOQH ergibt sich aus “Blessed art THOU O Queen of Heaven”.

Dave Ramsden selbst hat mit einem Kommentar zu meinem letztjährigen Blog-Artikel bestätigt, dass Kents Beschreibung korrekt ist.

Ist diese Lösung plausibel? Das verwendete Verfahren und der Klartext sind es zweifellos. Der Schlüssel BTHOUOQH klingt dagegen etwas willkürlich. Eine Google-Suche nach dieser Buchstabenfolge bringt genau einen Treffer: meinen Blog-Artikel zu diesem Thema vom Dezember.

Positiv zu erwähnen ist, dass Dave Ramsden seine Lösung lediglich als Vorschlag betrachtet und keinesfalls behauptet, dass sie stimmen muss. Dies ist ungewöhnlich, denn allzu viele Krypto-Rätsel-Löser (man denke etwa an die inzwischen über 40 Voynich-Manuskript-“Entschlüssler”) haben an ihrer “Entdeckung” keinerlei Zweifel.

Und das sagt Craig Bauer in seiner Buch-Besprechung zu Ramsdens Hypothese:

Do I think Ramsden is right? […] I think he could be correct. […] Certainly, Ramsden has avoided the multitude of complicated steps that seem to frequently be applied to torture a somewhat meaningful text out of cipher […]. Ramsden’s solution is very straightforward and makes use of a system that will be familiar to all Cryptologia readers.

Letztendlich sind bei einem so kurzen Kryptogramm immer viele Lösungen möglich, und es lässt sich ohne zusätzliche Informationen nicht beweisen, welche die richtige ist. Es darf also weiter gerätselt werden.

Zum Weiterlesen: Die rätselhaften Altar-Inschriften von Moustier

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Wer löst diese Verschlüsselung aus dem Dreißigjährigen Krieg?

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Carl von Rabenhaupt verschickte 1643 einen Brief, der hauptsächlich aus Zahlen und Symbolen bestand. Kann jemand diese Verschlüsselung knacken?

Carl von Rabenhaupt (1602-1675) war ein Adliger und Offizier, der erst im fortgeschritttenen Alter von 72 Jahren zu seinem “Claim to Fame” kam. Nachdem er im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausreichend militärische Erfahrung gesammelt hatte, verdingte er sich 1672 als Heereskommandant der niederländischen Stadt Groningen. Als diese einige Wochen später vom Fürstbischof von Münster belagert wurde, war Rabenhaupt gefragt. Unter seiner Führung gelang es, Groningen zu verteidigen, was ihn zum Volkshelden machte.

Rabenhaupt

Auf dem Historic Ciphers Colloquium in Kassel traf ich den Slowaken Eugen Antal. Eugen gehört zur erstaunlich aktiven Krypto-Geschichts-Szene in Tschechien und der Slowakei, die sogar eine eigene Zeitschrift (Crypto-World) herausgibt.

Eugen berichtete mir von einem verschlüsselten Brief des besagten Carl von Rabenhaupt aus dem Jahr 1646 (also aus der Endphase des Dreißigjährigen Kriegs), der in einem tschechischen Archiv aufgetaucht ist. Er schickte mir dankenswerterweise einen Scan zu.

Genau genommen handelt es sich um zwei Briefe, allerdings ist nur einer verschlüsselt. Es handelt sich um Korrespondenz zwischen Carl von Rabenhaupt und einer Amalie Elisabeth. Laut Eugen Antal wurden die Nachrichten in Arnsberg abgefangen und niemals ausgeliefert. Hier ist der verschlüsselt Brief (Quelle):

Rabenhaupt-encrypted

Und hier das unverschlüsselte Schreiben (Quelle):

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Die viele Zahlen (z. B. 20, 24, 129), die im Geheimtext vorkommen, sprechen dafür, dass von Rabenhaupt zur Verschlüsselung einen Nomenklator verwendet hat (ein Nomenklator ist eine Tabelle, die jedem Buchstaben des Alphabets und außerdem einigen Wörtern jeweils eine Zahl oder eine Zeichenfolge oder ein Symbol zuordnet). Möglicherweise stehen in diesem Fall die Symbole für Buchstaben und die Zahlen für Wörter.

Leider gibt es meines Wissens momentan weltweit keinen Spezialisten für das Knacken von Nomenklatoren (im Gegensatz zu früher, als diese Form des Verschlüsselns weit verbreitet war). Dies ist schade, denn in den Archiven schlummern noch massenweise ungelöste Nomenklator-verschlüsselte Texte.

Um den Brief dechiffrieren zu können, ist es sicherlich hilfreich, wenn man die Klartext-Passagen lesen kann. Leider ist das nicht ganz einfach.

Eugen Antal hat in der besagten Zeitschrift Crypto-World bereits einige statistische Analysen des Rabenhaupt-Kryptogramms durchgeführt – auf Slowakisch.

Kann jemand etwas zur Dechiffrierung dieses Briefs (ich werde ihn “Rabenhaupt-Kryptogramm” nennen) beitragen? Hinweise nehme ich gerne entgegen.

Zum Weiterlesen: Die ungelöste Geheimschrift von Kaiser Ferdinand III.

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