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Channel: Klausis Krypto Kolumne » Ungelöste Kryptogramme
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Fridericis sonderliche Art, etwas Geheimes mit Punkten anzuzeigen

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Ein Kryptografie-Buch aus dem 17. Jahrhundert beschreibt eine steganografische Technik inklusive Anwendungsbeispiel. Die Entschlüsselung wird dem Leser überlassen.

Bücher über Kryptografie haben eine lange Tradition. Ausgehend von Italien kursierten bereits im 16. Jahrhundert in Europa mehrere davon, und schon bald entstanden auch nördlich der Alpen kryptografische Abhandlungen. Wer mehr über Kryptografie-Bücher aus allen Epochen wissen will, sollte sich auf der Webseite von Tobias Schrödel umsehen, der über 500 Publikationen auflistet.

Ein guter Einstieg in die Krypto-Bücherwelt der frühen Neuzeit ist das 1684 erschienene Werk Cryptographia von Johann Balthasar Friderici. Über den Autor ist wenig bekannt. Sein Buch ist sicherlich nicht besser als andere frühe Kryptografie-Bücher, doch es hat einen Vorteil: Es gilt das das früheste bekannteste Kryptografie-Buch, das gedruckt wurde und auf Deutsch verfasst ist. Man muss also weder Latein noch Italienisch können und außerdem keine Handschriften-Experte sein, um es zu lesen. Die Sprache ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber durchaus verständlich.

Fridericis Cryptographia ist über die Bayerische Staatsbibliothek kostenlos als Download erhältlich. Auf Seite 198 geht es um “eine sonderliche Art/ etwas geheimes mit Punckten anzuzeigen”. Am Ende des Kapitel steht folgendes Kryptogramm:

Friderici-13-Raetsel

Es handelt sich um einen unverfänglichen lateinischen Text, in den mit Hilfe von Punkten eine Nachricht kodiert wurde (dies ist eine Form von  Steganografie). Kann jemand diese Nachricht ohne weitere Hilfe entschlüsseln? Vermutlich nicht, und das ist auch nicht notwendig, denn Friderici erklärt, wie es geht:

Friderici-13-1

Friderici-13-2

Friderici-13-3

Sofern ich die Sache richtig verstehe, fängt der Klartext mit WIR an. Wie es weiter geht, muss der Leser des Buchs selbst herausfinden. Findet jemand die Lösung? Hinweise nehme ich gerne entgegen.

Zum Weiterlesen: Kuriose Verschlüsselungs-Spielkarten aus dem 19. Jahrhundert

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Wer knackt diese verschlüsselte Botschaft aus dem Jahr 1874?

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Eine sehr alte Postkarte ist in einer Geheimschrift geschrieben. Kann jemand den Code knacken?

Verschlüsselte Postkarten habe ich auf Klausis Krypto Kolumne schon viele vorgestellt. Die meisten davon wurden um die vorletzte Jahrhundertwende verschickt, einige davon auch später.

Den Altersrekord hält meiner Erinnerung nach eine Schweizer Postkarte aus dem Jahr 1875, deren Aufschrift wie eine mathematische Formel aussieht. Meine Leser haben sie (selbstverständlich) geknackt.

Heute wird der besagte Rekord gebrochen, denn in der Sammlung des US-Amerikaners Raymond Borges, die ich im März in Charlotte fotografieren durfte, findet sich eine verschlüsselte Postkarte aus dem Jahr 1874. Hier ist sie (leider liegt mir nur die Adress-Seite vor):

Postcard-1874

Wie man sieht, hat der Verfasser eine Geheimschrift verwendet, die hauptsächlich aus unterschiedlichen Winkeln besteht. Dies erinnert an die zwölfteilige Postkarten-Serie von Tobias Schrödel, über die ich vor einigen Wochen gebloggt habe. Vermutlich steckt auch hier eine einfache Buchstaben-Ersetzung dahinter, die sich durchaus lösen lässt.

Schafft es jemand, diese Postkarte zu knacken? Hinweise nehme ich gerne entgegen. Die meisten verschlüsselten Postkarten enthalten irgendwelche Liebesgrüße. Mal sehen, ob das auch hier der Fall ist.

Zum Weiterlesen: Verschlüsselte Weihnachtspostkarte aus dem Jahr 1903 gelöst – mit überraschendem Ergebnis

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Tausende von verschlüsselten Telegrammen aus dem Sezessionskrieg warten auf ihre Entschlüsselung

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Im Rahmen eines US-Forschungsprojekts sollen 15.971 verschlüsselte Telegramme aus dem US-Sezessionskrieg (sofern notwendig) entschlüsselt werden. Wer will, kann sich online daran beteiligen.

Schon oft haben mich Historiker darauf hingewiesen: In den Archiven dieser Welt schlummern noch Hundertausende von verschlüsselten Dokumenten aus den letzten Jahrhunderten. Nur ein sehr kleiner Teil davon wird in der Forschungsliteratur überhaupt erwähnt. Und nur ein noch kleinerer Teil davon wurde bereits entschlüsselt.

 

15.971 verschlüsselte Telegramme

Ein Fund der Huntington Library bestätigt, dass diese Behauptung nicht übertrieben ist. Im Nachlass von Thomas T. Eckert, dem Leiter der Abteilung für militärische Telegrafie im US-Kriegsministerium unter Präsident Abraham Lincoln, stießen Forscher auf nicht weniger als 15.971 verschlüsselte Telegramme. Sie stammen aus der Zeit des US-Sezessionskriegs (1861-1865). Bei den meisten davon ist der Klartext nicht bekannt. Auch Telegramme von Abraham Lincoln persönlich sollen dabei sein.

Ein Forschungsprojekt namens Decoding the Civil War, an dem die Huntington Library, die Abraham Lincoln Presidential Library, die North Carolina State University und das Webportal Zooniverse beteiligt sind, soll nun die Dechiffrierung dieser Nachrichten bewerkstelligen. Hier ist die Webseite dazu. Das Projekt ist als Crowd-Sourcing-Vorhaben angelegt. Ziel ist es also, dass sich möglichst viele Interessenten online daran beteiligen.

Decoding-the-Civil-War-2

Das Projekt ist gestern (21. Juni 2016) angelaufen. Es steht also noch am Anfang. Hier gibt es einen Artikel im Wall Street Journal dazu. Vielen Dank an George Lasry, der mich auf Decoding the Civil War hingewiesen hat.

 

Freiwillige vor!

Wer die Webseite von Decoding the Civil War aufruft, hat bisher die Möglichkeit, Dokumente zu transkribieren (also in ein Computer-lesbares Format zu übertragen). Außerdem wird man aufgefordert, sich zu registrieren. Darüber hinaus gibt es natürlich einige Informationen zum Hintergrund des Projekts.

Verschlüsselte Telegramme, die man dechiffrieren kann, sollen erst im Herbst 2016 online gestellt werden. Das Projekt ist auf mehrere Jahre angelegt.

Nachdem ich einige Transkriptionen angefertigt und mich registriert habe, warte ich nun auf weitere Nachrichten. Es würde mich freuen, wenn der eine oder andere Leser sich ebenfalls eintragen würde. Noch mehr würde ich mich freuen, wenn der eine oder andere Teilnehmer im Kommentarfeld über seine Erfahungen berichten würde. Selbstverständlich würde ich gerne auch mal ein verschlüsseltes Telegramm aus dieser Sammlung auf Klausis Krypto Kolumne vorstellen.

Das Projekt Decoding the Civil War klingt auf jeden Fall spannend, und ich hoffe, dass es noch viele weitere Vorhaben dieser Art geben wird.

Zum Weiterlesen: Bei mir laufen rund um die Uhr zwei Computer unter Dauerlast

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Fenn-Schatz: Wer dieses Gedicht entschlüsselt, wird Millionär – noch hat es aber keiner geschafft

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Der exzentrische US-Millionär Forrest Fenn hat einen Schatz versteckt, dessen Lage in verschlüsselter Form in einem Gedicht beschrieben wird. Obwohl (oder gerade weil) Fenn schon länger keinen Hinweis mehr gegeben hat, ist das Interesse an seinem Schatz groß.

Als ich gestern auf die Zugriffszahlen von Klausis Krypto Kolumne schaute, war ich überrascht. Mein Artikel über den Fenn-Schatz vom Februar 2015 entwickelte sich innerhalb von Stunden zum meistgelesenen des gesamten Jahres.

Leider ist mir nicht ganz klar, wem ich diesen unerwarteten Klick-Segen zu verdanken habe. Anscheinend lag es nicht daran, dass eine bedeutende Webseite den Artikel verlinkt hätte. Stattdessen kamen die meisten Leser über eine Google-Suche nach dem Fenn-Schatz auf meine Seite. Hat das Fernsehen darüber berichtet? Oder steckt Instagram dahinter? Ich würde mich freuen, wenn mich ein Leser aufklären könnte.

Unabhängig davon möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mal wieder über den Fenn-Schatz zu bloggen. Immerhin ist mein letzter Artikel zum Thema schon wieder zehn Monate alt.

 

Das Wichtigste in Kürze

Forrest Fenn ist ein reicher US-Amerikaner. Er wurde 1931 geboren, gehört also nicht mehr zu den Jüngsten. 2013 gab er bekannt, dass er irgendwo einen Schatz versteckt hat. Das folgende Gedicht soll (in Form versteckter Hinweise) zum Schatz führen:

As I have gone alone in there
And with my treasures bold,
I can keep my secret where,
And hint of riches new and old.

Begin it where warm waters halt
And take it in the canyon down,
Not far, but too far to walk.
Put in below the home of Brown.

From there it’s no place for the meek,
The end is ever drawing nigh;
There’ll be no paddle up your creek,
Just heavy loads and water high.

If you’ve been wise and found the blaze,
Look quickly down, your quest to cease,
But tarry scant with marvel gaze,
Just take the chest and go in peace.

So why is it that I must go
And leave my trove for all to seek?
The answers I already know,
I’ve done it tired and now I’m weak.

So hear me all and listen good,
Your effort will be worth the cold.
If you are brave and in the wood
I give you title to the gold.

Selbstverständlich gibt es keine Garantie, dass der Schatz wirklich existiert. Forrest Fenn gilt aber als so seriös und so reich, dass an der Sache etwas dran sein könnte.

 

Hinweise

Forrest Fenn veröffentlicht immer mal wieder einen Hinweis, der die Lage des Schatzes eingrenzt. Hier sind die bisherigen Tipps:

  • März 2013: Der Schatz befindet sich in den Rocky Mountains nördlich von Santa Fe, mehr als 1500 Meter über dem Meeresspiegel. Der Schatz ist nicht in Nevada, Idaho oder Kanada zu finden.
  • März 2013: Die Schatzkiste steht in keiner Verbindung zu Häusern oder anderen von Menschen erbauten Strukturen.
  • Mai 2013: Der Schatz ist nicht auf einem Friedhof zu finden.
  • Ende 2013: In seinem Buch Too far for walk veröffentlicht Fenn eine Karte der Umgebung des Schatzes.
  • Januar 2015: Die Schatzkiste ist nass.

Seit dem letzten Hinweis ist es um den Fenn-Schatz recht ruhig geworden. Ich gehe davon aus, dass er noch nicht gefunden wurde. Die Webseite Wherewarmwatershalt (benannt nach einem Zitat aus dem Gedicht) wurde zwischendurch als neuer Hinweis auf den Schatz gewertet. Meines Wissens ergaben sich jedoch keine neuen Erkenntnisse.

Laut dem englischen Wikipedia-Eintrag zum Fenn-Schatz sollen bereits zwei Männer vermisst worden sein, die sich auf Schatzsuche befanden. Nur einer der beiden ist inzwischen wieder aufgetaucht.

Es hat auch schon mehrere Fenn-Schatz-Treffen gegeben. Bei diesen als Fennboree bezeichneten Veranstaltungen, die in Santa Fe stattfanden, war Forrest Fenn persönlich anwesend. Anscheinend hat er sich nicht erweichen lassen, die Lage seines Schatzes zu verraten.

 

Der Film: zwei Menschen, die etwas Verrücktes machen wollen

2015 starteten die Österreicher Richard Haderer und Bernhard Vosicky eine Crowdfunding-Kampagne, um eine Expedition zur Suche nach dem Fenn-Schatz sowie einen Dokumentarfilm darüber (Projekt Silva) zu finanzieren. Ich  habe darüber gebloggt und hoffe, dass die österreichischen Schatzsucher dadurch ein paar Unterstützer mehr gefunden haben.

Fenn-Schatz-Doku-bar

Dankenswerterweise haben sich Haderer und Vosicky mit einigen Kommentaren zu meinem Artikel zu Wort gemeldet. “Wir sind keine Outdoor-Experten, Survival-Profis oder sonstiges – wir sind zwei Menschen aus der Stadt, die gerne mal was Verrücktes machen wollen”, schrieb Richard Haderer.

Im Juni wurde die Kampagne erfolgreich abgeschlossen. Haderer und Vosicky müssten momentan in den Rocky Mountains unterwegs oder bereits wieder zurück sein (wer weiß, vielleicht sind sie fündig geworden). Der Film soll im Herbst in die Kinos kommen. Ich freue mich schon darauf.

 

Neue Hinweise sind willkommen

Die Zugriffszahlen auf meine Fenn-Schatz-Artikel zeigen, dass das Interesse an diesem Thema enorm hoch ist – obwohl oder gerade weil es momentan keine neue Spur gibt. Hat vielleicht ein Leser einen Tipp?

Verschlüsselte Texte, in denen angeblich die Lage eines Schatzes verraten wird, sind übrigens nichts Neues. Man denke nur an die Beale-Chiffren, den Schatz des Piraten La Buse, den Schatz von Oak Island oder den durch Dan Brown bekannt gewordene Schatz von Rennes-le-Chateau. In Mittenwald (Bayern) soll ein Schatz versteckt sein, den man durch einen Musiknoten-Geheimcode finden kann. Ob diese Schätze wirklich existieren, ist eher fraglich. Es lohnt sich also nicht, von Fenn auf Beale oder La Buse umzusteigen.

Zum Weiterlesen: Der Schatz und das Kryptogramm des Piraten “La Buse”

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Wer knackt diese verschlüsselte Postkarte aus dem Jahr 1908?

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Eine verschlüsselte Postkarte aus dem Jahr 1908 wartet auf ihre Dechiffrierung. Handelt es sich – wie so oft – um einen Liebesgruß? Möglich, allerdings sieht die Karte dafür recht nüchtern aus.

Auf dem Charlotte Cryptologic Symposium durfte ich dankenswerterweise die verschlüsselten Postkarten des US-Sammlers Raymond Borges fotografieren. Aus diesem Fundus konnte ich mich schon für mehrere Blog-Artikel bedienen.

Heute will ich eine weitere Postkarte aus der Borges-Sammlung vorstellen. Leider liegt mir nur eine Seite davon vor. Diese sieht wie folgt aus:

Postcard-BKWL

Die Karte wurde offensichtlich von einem Mann namens Paul gesendet. Das Datum am Ende des Texts nennt das Jahr 1908 sowie den 30. eines Monats. Um welchen Monat es sich handelt, kann ich leider nicht erkennen (falls es der Februar sein sollte, kann etwas nicht stimmen ;-).

Handelt es sich bei dieser verschlüsselten Postkarte um einen Liebesgruß? Wer regelmäßig Klausis Krypto Kolumne liest, weiß, dass das der Normalfall ist. Es gibt aber natürlich auch Ausnahmen.

Ich vermute stark, dass wir es mit einer einfachen Buchstaben-Ersetzung zu tun haben. Der Buchstabe “k” steht öfters allein. Steht er für “a” oder “I” (dies sind die beiden einzigen gängigen englischen Wörter mit nur einem Buchstaben)?

Sachdienliche Hinweise nehme ich gerne entgegen.

Zum Weiterlesen: Wer knackt diesen verschlüsselten Brief eines Sklaverei-Gegners?

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Ein ungelöstes Krypto-Rätsel für die “Kryptografen aller Nationen” aus dem 19. Jahrhundert

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Der Brite Alfred Janes veröffentlichte vor 130 Jahren ein selbsterfundenes Verschlüsselungsverfahren und ein Rätsel dazu. Es ist bis heute ungelöst.

“Ich bitte, die folgende Verschlüsselung an die Kryptografen aller Nationen weiterzureichen”, schrieb in den den 1880er Jahren der Brite Alfred Janes. Ich weiß nicht, ob die Verschlüsselungsexperten des späten 19. Jahrhunderts dieser Aufforderung nachgekommen sind. Ich will es jedenfalls heute tun.

 

Das Lockstitch-Verfahren

Doch der Reihe nach. Der Blog-Leser Knox aus Texas hat mich dankenswerterweise auf eine Krypto-Veröffentlichung aufmerksam gemacht, die 188x in London erschienen ist (das genaue Jahr ist nicht bekannt). Diese Arbeit stammt von einem Alfred Janes aus London. Hier ist sie abrufbar.

Janes beschreibt darin zunächst ein Verschlüsselungsverfahren, das er als “Lockstitch-Chiffre” bezeichnet. Lockstitch (auf Deutsch: Steppstich) bezeichnet eine gängige Art, wie eine Nähmaschine einen Faden in den Stoff sticht. Der Begriff “Steppdecke” ist davon abgeleitet.

Das Lockstitch-Verfahren arbeitet mit Ersetzungstabellen wie der folgenden:

A:65   B:3   C:345 D:41  E:53  F:98  G:163
H:34   I:93  J:67  K:45  L:6   M:10  N:30
O:34   P:57  Q:901 R:46  S:36  T:88  U:36
V:47   W:94  X:36  Y:30  Z:8

Die Ziffer “2” kommt in der Tabelle nicht vor. Sie wird als Trennzeichen verwendet. Der Klartext KRYPTO verschlüsselt sich demnach in 45246230257288234.

Es handelt sich hier um eine einfache Buchstaben-Ersetzung. Ein längerer Text, der auf diese Art verschlüsselt ist, ist leicht zu lösen. Man muss lediglich die Buchstaben zählen oder nach Wortmustern suchen.

Doch jetzt kommt das Entscheidende: Janes schlägt vor, für jeden Buchstaben des Klartexts eine neue Ersetzungstabelle zu wählen (auch die als Trennzeichen verwendete Ziffer kann dabei variieren). Dies ist äußerst bemerkenswert, denn damit hat Janes ein wesentliches Merkmal des erst später erfundenen One Time Pad vorweggenommen.

 

Das Janes-Kryptogramm

Das Lockstitch-Verfahren ist zwar sehr sicher, aber auch recht umständlich. Der Verschlüsseler muss eine große Menge an Tabellen mit sich herumschleppen, die naturgemäß auch der Empfänger kennen muss.

Janes war dieser Nachteil anscheinend bewusst. Er ging daher davon aus, dass man in der Praxis mit weniger Tabellen arbeitet. Am Ende seiner Arbeit präsentiert Janes als Rätsel einen verschlüsselten Text, der wie folgt aussieht:

Stepstitch-Cryptogram

Janes schreibt ausdrücklich, dass er für dieses Kryptogramm keine Lockstitch-Chiffre verwendet hat. Das heißt wohl: Er hat zwar mit verschiedenen Ersetzungstabellen (inklusive unterschiedlichen Trennziffern) gearbeitet, es waren aber weit weniger Tabellen als der Text Buchstaben hat.

Weitere Informationen zu diesem Janes-Kryptogramm liegen mir nicht vor. Es wurde wohl schon einmal in einem Internet-Forum diskutiert, aber gelöst wurde es meines Wissens nicht. Die Schwierigkeit der Aufgabe hängt natürlich von der Anzahl der Tabellen und vom Muster, wie zwischen diesen gewechselt wird, ab.

Hinweise zur Lösung nehme ich gerne entgegen.

Zum Weiterlesen: Ungelöste Verschlüsselung aus dem 19. Jahrhundert: Bibliothek bietet 1000 Dollar Belohnung

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Fünf rätselhafte Zeitungsanzeigen, die vor allem aus Bibelverweisen bestehen

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Ein Unbekannter veröffentlichte 1887 und 1888 zahlreiche Verweise auf Bibelstellen in einer britischen Zeitung und schrieb unverständliche Texte dazu. Was steckt dahinter?

Das Buch The Agony Column Codes & Ciphers von Jean Palmer (bürgerlich: Tony Gaffney) ist eine wahre Fundgrube. Über 1.000 verschlüsselte Zeitungsanzeigen aus dem viktorianischen England sind darin abgedruckt. Viele davon hat Tony Gaffney selbst gelöst, doch es bleiben genug ungelöste übrig. Auf Klausis Krypto Kolumne habe ich schon mehrfach über Kryptogramme aus diesem Buch berichtet (zum Beispiel hier, hier, hier, hier und hier).

 

Anzeigen in der Morning Post

Heute will ich fünf verschlüsselte Anzeigen vorstellen, die 1887 und 1888 in der Zeitung The Morning Post erschienen sind. Hier ist die erste:

Agony-Bible-1

Es fällt auf, dass mehrere Bibel-Verweise darin vorkommen. Genannt werden beispielsweise die Psalmen (Psal), der Römerbrief (Rom) und das Buch Ezechiel (Ezek).

Völlig unklar ist mir, was die Klartextteile bedeuten. Hat der Autor ein Theaterstück namens “The Aze full” gesehen? Eine Google-Suche nach diesem Titel hat nichts ergeben. Das Wort “Aze” gibt es im Englischen nicht. Auch “The Hitchors” sagt mir nichts. Es gibt anscheinend noch nicht einmal ein entsprechendes englisches Wort.

Hier ist die zweite Anzeige:

Agony-Bible-2

Die erstgenannte Bibelstelle (Psalm 32,7-8) liest sich wie folgt:

Du bist mein Schirm; du wirst mich vor Angst behüten, daß ich errettet gar fröhlich rühmen kann. Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.

Die zweite Stelle (Mal 3,6) hat folgenden Inhalt:

Denn ich bin der HERR und wandle mich nicht; und es soll mit euch Kindern Jakobs nicht gar aus sein.

Hier kommt die dritte Anzeige:

Agony-Bible-3

Diese Anzeige besteht fast nur aus Bibelverweisen.

Die vierte Anzeige erschien im April 1888:

Agony-Bible-4

Was SNTNCES und STONE ALONE bedeutet, ist mir nicht klar. Ansonsten haben wir es wieder mit vielen Bibelstellen zu tun.

Bleibt noch die letzte Anzeige:

Agony-Bible-5

Hier fallen die Begriffe “Cantt.” und “Oxo” auf, die zu keinem Buch der Bibel passen.

 

Was steckt dahinter?

Wer mag diese Anzeigen wohl zu welchem Zweck aufgegeben haben? Die Bibelstellen, die ich nachgeschaut habe, könnten durchaus nach theologischen Gesichtspunkten ausgewählt sein. Sie sehen nicht nach einer versteckten Botschaft aus. Steckt ein Pfarrer dahinter, der seine Gemeindemitglieder mit Anweisungen zum Bibelstudium versorgt hat?

Die Bibelstellen können allerdings auch nur Tarnung sein. Vielleicht hat jeder Bibelverweis eine genau festgelegte Bedeutung (z. B. “Aktie kaufen” oder “Aktie verkaufen”), die nicht unmittelbar erkennbar ist.

Wer mehr zu diesen ungewöhnlichen Anzeigen sagen kann, möge sich melden.

Zum Weiterlesen: Entführungsfall Nina von Gallwitz: So wurden die Botschaften an die Kidnapper verschlüsselt

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Wer knackt den Arche-Nebra-Code?

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Über Twitter hat mich ein interessantes Kryptogramm erreicht. Es hat mit einer wichtigen archäologischen Entdeckung zu tun. Kann es jemand knacken?

Die Himmelsscheibe von Nebra ist zweifellos einer der spektakulärsten archäologischen Funde, der je in Deutschland zutage gefördert wurde. Wer mehr dazu wissen will, wird bei Wikipedia fündig. Davon abgesehen kann ich eine Folge des skeptischen Podcasts Hoaxilla zu diesem Thema empfehlen (im Übrigen ist so ziemlich jede Hoaxilla-Folge empfehlenswert).

Nebra-Scheibe

Mit Kryptografie hat die Himmelsscheibe von Nebra nichts zu tun (es kann allenfalls sein, dass irgendjemand auf der Himmelsdarstellung einen versteckten Code entdeckt haben will, wie es schon bei vielen anderen Objekten der Fall war). Ich habe daher nicht damit gerechnet, dass ich jemals über die Himmelsscheibe von Nebra bloggen würde.

Jetzt tue ich es aber doch. Das liegt allerdings weniger an der Scheibe selbst als an einem Tweet, den mir mein Blogger-und Skeptiker-Kollege Florian Freistätter dankenswerterweise hat zukommen lassen. Der Tweet stammt von der Arche Nebra.

Die Arche Nebra ist das Besucherzentrum, das 2007 in der Nähe des Fundorts der Himmelsscheibe eröffnet wurde. Die Arche Nebra hat laut dem besagten Tweet kürzlich eine verschlüsselte Postkarte zugeschickt bekommen. So sieht sie aus:

Postcard-Arche-Nebra

Da ich stets bemüht bin, wissenschaftliche Einrichtungen zu unterstützen, möchte ich meine Leser bitten, bei der Entschlüsselung dieses Kryptogramms zu helfen.

Unklar ist noch, welchen Hintergrund diese Postkarte hat. Stammt sie von Außerirdischen, die auf einem der auf der Scheibe abgebildeten Sterne wohnen? Oder ist das ganze eine PR-Aktion der Arche Nebra mit dem Ziel, endlich in Deutschlands bedeutendstem Krypto-Blog erwähnt zu werden? Vielleicht werden wir schon bald die Wahrheit erfahren.

Zum Weiterlesen: Das Fermilab-Kryptogramm

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Was bedeutet diese Aufschrift auf einem antiken Fleischermesser?

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“IGHG” steht auf einem alten Fleischermesser, auf das mich ein Blog-Leser hingewiesen hat. Kann jemand damit oder mit den anderen Symbolen auf der Klinge etwas anfangen?

“Wir haben ein Fleischerbeil mit heidnischen (?) Symbolen und römischen Buchstaben in der Familie gefunden”, schrieb mir vor Kurzem ein Blog-Leser.

Das Messer stammt aus dem Odenwald in Südhessen und ist laut dem Leser etwa 200 bis 250 Jahre alt. Der Säbelgriff passt seiner Meinung nach nicht zu einem Fleischermesser. Hier ist ein Bild:

Fleischermesser-Ruettermann

Auf der Klinge kann ich das Symbol eines Zweigs und zahlreiche Sterne erkennen. Außerdem sind die vier Buchstaben IGHG zu lesen. Um eine Verschlüsselung im klassischen Sinne dürfte es sich dabei wohl nicht handeln, wohl eher um eine Abkürzung. Vielleicht steht IGHG für einen kurzen Spruch, oder vielleicht sind es die Initialen des Herstellers bzw. Besitzers.

Die Symbole direkt über IGHG könnten die Buchstaben C und G darstellen – ich bin mir aber nicht sicher. Was der Zweig und die Sterne zu bedeuten haben, ist mir ohnehin unklar.

Weiß jemand mehr? Der Besitzer des Messers und ich würde uns über entsprechende Hinweise freuen.

Zum Weiterlesen: Ungelöst: Die rätselhafte Pistolen-Aufschrift

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Noch ungelöst: Sechs Morse-Postkarten aus dem frühen 20. Jahrhundert

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Für eine verschlüsselte Postkarte braucht man kein kompliziertes Verfahren. Manchmal tut es auch der Morse-Code. Der US-Amerikaner Raymond Borges hat eine ganze Reihe von Morse-Postkarten in seiner Sammlung.

Auf dem Charlotte Cryptologic Symposium erlaubte mir der US-Sammler Raymond Borges dankenswerterweise, seine verschlüsselten Postkarten zu fotografieren. Aus diesem Fundus konnte ich mich schon für mehrere Blog-Artikel bedienen.

Heute will ich gleich sechs Karten aus Raymonds Sammlung vorstellen. Sie alle dürften leicht zu knacken sein. Der Grund: Die Verschlüsselung ist in allen Fällen das Morse-Alphabet. Man kann sich natürlich darüber streiten, ob man so etwas überhaupt als Verschlüsselung bezeichnet. Meiner Meinung nach ist diese Bezeichnung aber berechtigt, da das Morse-Alphabet in diesem Fall wahrscheinlich der Geheimhaltung (vor dem Postboten und Familienangehörigen) diente – und diesen Zweck vermutlich auch erfüllte.

Fangen wir mit dieser Katzen-Postkarte an;

Postcards-Morse-Borges (1)

Als nächstes kommen zwei Karten aus Schweden (auf einer ist das Jahr 1906 zu erkennen):

Postcards-Morse-Borges (2)

Postcards-Morse-Borges (3)

Und jetzt geht es in die USA (genauer gesagt, nach Kentucky):

Postcards-Morse-Borges (4)

Ich weiß leider nicht mehr, welche der beiden folgenden Karten die Rückseite der obigen darstellt:

Postcards-Morse-Borges (6)

Postcards-Morse-Borges (7)

Und zum Schluss noch eine Karte, auf der die Lösung schon vermerkt ist:

Postcards-Morse-Borges (5)

Schafft es jemand, eine dieser Postkarten zu entschlüsseln?

Zum Weiterlesen: Zwei Postkarten, die ein I für ein J vormachen

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Kryptos-Skulptur: Führt ein 90 Jahre altes Verschlüsselungsverfahren zur Lösung?

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Der Kryptologe Craig Bauer hat einen neuen Ansatz zur Lösung der berühmten Kryptos-Inschrift veröffentlicht. Das 1929 erfundene Hill-Verschlüsselungsverfahren spielt dabei eine zentrale Rolle.

Über die Skulptur Kryptos und ihre verschlüsselte Aufschrift habe ich auf Klausis Krypto Kolumne schon mehrfach berichtet. Die Inschrift des 1990 eingeweihten Kunstwerks besteht aus vier Teilen. Drei davon wurden entschlüsselt. Die vierte ist noch ungelöst und gilt als bedeutendstes ungelöstes Kryptogramm der letzten Jahrzehnte.

Kryptos

Bild: Jim Sanborn/CC-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported

Wer Kryptos noch nicht kennt, sollte sich meinen Artikel auf Focus Online darüber durchlesen.

Um Kryptos (vor allem um den noch ungelösten Teil der Inschrift) hat sich inzwischen ein wahrer Kult entwickelt. Alle zwei Jahre gibt es in den USA ein Kryptos-Treffen, an dem auch Kryptos-Schöpfer Jim Sanborn teilnimmt. Auch Ed Scheidt (der Kryptologe, der an der Entwicklung der Inschrift beteiligt war) ist immer dabei. Organisiert wird wird dieses Treffen von Elonka Dunin, einer im positiven Sinne Kryptos-Verrückten, über die ich schon öfters berichtet habe. Ich war selbst schon dreimal beim Kryptos-Treffen dabei.

Dunin

Der ungelöste vierte Teil

Der vierte und noch ungelöste Teil der Kryptos-Inschrift lautet wie folgt:

                          ?OBKR 
UOXOGHULBSOLIFBBWFLRVQQPRNGKSSO 
TWTQSJQSSEKZZWATJKLUDIAWINFBNYP 
VTTMZFPKWGDKZXTJCDIGKUHUAUEKCAR

Die ersten drei Teile wurden mit Verfahren verschlüsselt, die von Hand ausführbar sind (Teil 1 und 2 mit einer Vigenère-Variante, Teil 3 mit einem Umordnungsverfahren). Auch der vierte Teil ist laut Sanborn ohne Computer-Unterstützung entstanden.

Spekulationen zum vierten Kryptos-Teil gibt es viele. Hat Sanborn ein Verfahren verwendet, bei dem jeweils zwei Buchstaben auf einmal verschlüsselt werden (z. B. Playfair)? Oder handelt es sich um eine Vigenère-Verschlüsselung mit einem Schlüsselwort, das so lang wie der Klartext ist (Vernam-Verschlüsselung)? Bisher ließ sich keine dieser Vermutungen bestätigen.

 

Die Hill-Chiffre

Der US-Kryptologe Craig Bauer ist nun (zusammen mit Gregory Link und Dante Molle) in der Fachzeitschrift Cryptologia einer anderen Hypothese nachgegangen. Craig ist Professor für Mathematik in York (Pennsylvania) und Redaktionsleiter der Cryptologia. Mit der Mathematik historischer Verschlüsselungsverfahren kennt er sich besser aus als jeder andere. Sein Buch Secret History behandelt die Geschichte der Verschlüsselung, wobei er im Gegensatz zu anderen Autoren (zum Beispiel mir) die Mathematik nicht auf ein Minimum beschränkt, sondern ausführlich behandelt. Auf seiner Webseite bezeichnet sich Craig nicht ganz zu Unrecht als “Mathematical Mad Man”. Seine Vorträge und Vorlesungen sind absolut empfehlenswert.

Bauer

Craig’s Idee: Hinter dem ungelösten Kryptos-Teil könnte eine Hill-Chiffre stecken. Die Hill-Chiffre wurde 1929 von Lester Hill erfunden. Der Schlüssel ist bei der Hill-Chiffre eine Matrix (wir gehen von einer 3×3-Matrix aus), der Klarext ein Vektor (wir gehen von einem Vektor mit drei Komponenten aus). Zum Verschlüsseln wird die Matrix mit dem Vektor multipliziert. Wie eine Matrix-Mulitplikation aussieht, zeigt das folgende Bild:

Matrix-Multiplication

Im Falle einer Hill-Chiffre liegen (anders als im obigen Beispiel) alle Zahlen der Matrix und des Vektors zwischen 0 und 25. Sie werden mit den Buchstaben des Alphabets identifiziert (normalerweise A=0, B=1, C=2, D=3 usw.). Es wird modulo-26-gerechnet, man fängt also beim Zählen nach 25 wieder bei 0 an.

Die Idee hinter der Hill-Chiffre ist klar: Traditionell verschlüsselt man buchstabenweise; im 16. Jahrhundert kam die Idee auf, jeweils zwei Buchstaben auf einmal zu verschlüsseln; die Hill-Chiffre legt noch einen drauf und verschlüsselt sogar drei Buchstaben auf einmal. Man kann durchaus auch vier oder mehr Buchstaben auf einmal verschlüsseln, wenn man die Matrix größer wählt, doch dann wird es schnell ziemlich aufwendig. Auch eine Hill-Chiffre, die nur zwei Buchstaben auf einmal verschlüsselt, ist möglich.

 

Craigs Untersuchung

Craig beließ es nicht bei einer Vermutung, sondern stellte aufwendige Untersuchungen an. Unter anderem prüfte er, ob die Hill-Chiffre in ihrer gängigen Form (drei Buchstaben auf einmal) verwendet wurde. Da Kryptos-Schöpfer Jim Sanborn inzwischen elf Buchstaben des Klartexts verraten hat, lässt sich eine solche Prüfung leicht durchführen.

Kryptos-Clear-Cipher

Craig probierte mit einem Computer-Programm alle infrage kommenden 3×3-Matrizen aus (es sind 1.634.038.189.056). Tatsächlich ergaben etwa 17.000 davon die elf gewünschten Klartext-Buchstaben an der richtigen Stelle. Allerdings lieferte keine davon einen sinnvollen Text, wenn sie auf das restliche Kryptogramm angewendet wurde.

Craig und seine Mitarbeiter wiederholten dieses Experiment mehrfach, wobei sie andere Zuordnungen zwischen Buchstaben und Zahlen verwendeten (z. B. A=1, B=2, …, Z=0), doch auch das brachte nichts.

Auch das Durchprobieren aller 2×2-Matrizen brachte kein positives Ergebnis.

 

Fazit

Craig Bauers Untersuchungen hatten zwar keinen Erfolg, trotzdem sind sie ein wichtiger Beitrag. Schließlich kann nun jeder nachlesen, welche Hypothesen Craig bereits untersucht hat, und welche noch nicht untersuchten Möglichkeiten es noch gibt.

Ich kann daher nur dazu ermuntern, Dechiffrier-Versuche möglichst gut zu dokumentieren (so wie Craig es getan hat) und dabei auch Sackgassen nicht auszusparen. Andere Codeknacker profitieren vielleicht irgendwann davon.

Zum Weiterlesen: Die Listening Stones von Cheltenham (Teil 1): Der Playfair-Stein

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Wer löst die Inschrift auf dem Kryptologen-Denkmal?

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Seit fast zehn Jahren steht in Posen (Polen) ein Denkmal zu Ehren der polnischen Enigma-Dechiffrierer. Darauf befinden sich lange Zahlenkolonnen. Bilden diese einen verschlüsselten Text?

Wer hat die Enigma geknackt?

Die ersten, die es schafften, waren Anfang der dreißiger Jahre die drei polnischen Mathematiker Marian Rejewski, Henryk Zygalski und Jerzy Różycki. Sie legten den Grundstein für die Briten, denen es während des Zweiten Weltkriegs gelang, Hundertausende von Enigma-Funksprüchen zu dechiffrieren.

Rejewski-Drygalski-Rozycki-4-Portraits

Die großartige Arbeit, die die drei Polen seinerzeit geleistet hatten, wurde erst 30 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt. Je mehr die Geschichte der Enigma in den Medien und der Literatur gewürdigt wurde, desto mehr rückten auch Rejewski, Zygalski und Różycki in den Blickpunkt.

Heute gelten die drei Mathematiker in Polen als Volkshelden. Leider konnten sie zu Lebzeiten kaum davon profitieren. Rejewski (+1980) und Zygalski (+1978) starben, kurz nachdem ihre Arbeit an die Öffentlichkeit gelangt war. Różycki (+1942) war zu diesem Zeitpunkt schon lange tot.

 

Viel Erfolg, viel Ehr

Die drei Mathematiker werden heute in Polen mit mehreren Gedenktafeln und Denkmalen geehrt. In Rejewskis Geburtsstadt Bydgoszcz (Bromberg) gibt es beispielsweise ein Rejewski-Denkmal:

Rejewski-Drygalski-Rozycki-5-Rejewski-Statue

In Warschau befindet sich folgende Gedenktafel (vielen Dank an Marek Grajek, der mich letztes Jahr dorthin geführt hat):

Rejewski-Drygalski-Rozycki-1-Warsaw-Rejewski-Plate

In Pyry bei Warschau, wo die drei Mathematiker 1939 ihr Wissen an Experten aus Großbritannien und Frankreich weitergaben, steht dieser Gedenkstein (wiederum danke an Marek Grajek, der ihn mir gezeigt hat):

Rejewski-Drygalski-Rozycki-2-Pyry-Plate

Und hier ist noch eine weitere Gedenktafel in Warschau:

Rejewski-Drygalski-Rozycki-3-Warsaw-Plate

Sollte ich in meiner Aufzählung etwas vergessen haben, bitte ich um Mitteilung.

Das ohne Zweifel wichtigste Denkmal zu Ehren der Mathematiker steht in Posen (von der dortigen Universität wurden die drei rekrutiert):

Rejewski-Drygalski-Rozycki-6-Memorial

Das Denkmal ist eine Säule mit dreieckigem Grundriss. Jede Seite ist einem der drei Mathematiker gewidmet. Außerdem findet sich auf jeder Seite eine Zahlenkolonne.

 

Eine verschlüsselte Botschaft?

Doch was bedeuten diese Zahlenkolonnen? Blog-Leser Armin  Krauß wollte das wissen, fand aber keine Informationen dazu. Auch Marek Grajek, der an der Entstehung des Denkmals maßgeblich beteiligt war, konnte mir nichts dazu sagen.

Bilden die Zahlenkolonnen eine verschlüsselte Nachricht? Das wäre nicht außergewöhnlich, schließlich gibt es so etwas mit Kryptos, dem Cyrillic Projector und den Cheltenham Listening Stones bereits.

Armin  Krauß hat mir dankenswerterweise eine Transkription der Zahlenfolgen zur Verfügung gestellt:

652178104637 893104894820 356807140475
147902089421 047543170197 274156391890
292049271046 750286856814 032934470148
450830341763 804920341768 750830341463
237934950004 337246950009 037934950204
250876856818 294503371024 850876856218
697230830080 397600830082 097230830680
032934047044 332044047089 454161429209
707209206914 007479206912 907209206714
061507190827 282407190946 461608190524
293HENRYK576 895JERZY2576 643MARIAN279
04ZYGALSKI35 51ROZYCKI837 15REJEWSKI30
293008197805 430901194201 031302198084
630803341715 530502993618 750803341613
017935404093 010317404094 037935404094
280876856815 480570605142 850876856218
205142929406 405042929201 465142929200
687236038019 087936038612 097236038618
294001429405 142940294005 454001429209
132934470048 470934132048 092049271246
005142929429 651228920228 465142929020

Armin Krauß hat mir außerdem geschrieben: “Unabhängig davon, ob eine Botschaft darin verschlüsselt wurde, sind die Ziffern auf jeden Fall nicht zufällig. Wenn man sich die Verteilung anschaut, kommt die 0 auf allen Tafeln auffällig häufig vor.” Hier ist die Häufigkeitsverteilung:

  • Zygalski: 0:45 4:28 2:26 9:25 3:22 7:20 8:20 1:20 6:16 5:16
  • Rozycki:  0:47 4:31 2:28 9:26 8:21 1:21 3:20 7:18 5:15 6:13
  • Rejewski: 0:42 4:31 2:25 9:23 3:22 1:22 8:21 6:19 5:17 7:16

Ausserdem stimmen laut Krauß die Ziffern der drei Tafeln zum Teil überein. Besonders bei Zygalski und Rejewski sind fast alle Ziffern gleich:

Zygalski      Rozycki       Zygalski      Zygalski
Rozycki       Rejewski      Rejewski      Rozycki
                                          Rejewski
...1....4...  ....0.......  .5....1.....  ............
.47.........  ..........9.  ............  ............
............  ............  ..2....7..4.  ............
.....034176.  .....0341.6.  .50830341.63  .....0341.6.
.37...95000.  .37...950.0.  .37934950.04  .37...950.0.
2...........  ............  .50876856.18  ............
.97..083008.  .97..0830.8.  .97230830.80  .97..0830.8.
.32..40470..  ...........9  ............  ............
.07..920691.  .07..9206.1.  .07209206.14  .07..9206.1.
....07190...  ....0.190...  .61.0.190.2.  ....0.190...
.9..E..Y.576  .....R....7.  ..3.......7.  ..........7.
..........3.  ..R.......3.  .......SKI3.  ..........3.
....0.19..0.  .3..0.19....  ....0.19....  ....0.19....
.30.0.....1.  ..0.0....61.  ..0803341.1.  ..0.0.....1.
01....40409.  0.....404094  0.793540409.  0.....40409.
.80.7.......  ..0.7.......  ..0876856.1.  ..0.7.......
.05.42929.0.  4.5.4292920.  ..5142929.0.  ..5.42929.0.
.87.36038.1.  0.7.3603861.  ..7236038.1.  ..7.36038.1.
..........05  ..........0.  ..4001429.0.  ..........0.
...934...048  ..........4.  ..2....7..4.  ..........4.
......92..2.  ......92..2.  ..5142929.2.  ......92..2.

Falls jemand eine Idee hat, was diese Zahlenkolonnen bedeuten, würde ich mich über einen Kommentar freuen.

Zum Weiterlesen: Enigma-Thriller “The Imitation Game” hat Deutschland-Premiere

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The London kerbstone code mystery

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In various parts of London and in many other English cities kerbstones bear enigmatic markings. This kerbstone code has yet to be deciphered.

London is a great place to visit for everybody interested in crypto history. Not only are there several London-based museums exhibiting crypto items, but also a number of archives and libraries have interesting material. And, of course, nearby Bletchley Park is a must-see for every crypto history enthusiast. It therefore comes as no surprise that my cryptologic travel guide (co-created by Christian Baumann) lists over a dozen places worth seeing in London.

Travel-Guide-London

The kerbstone code

Although I have been in London many times to visit all these interesting places, there seems to be one thing I have missed so far: the kerbstone code. Thanks to George Keller for informing me about this mystery.

London-Curbstones (4)

Kerbstone marks, usually consisting of simple geomatric shapes, can be seen in various parts of London and in many other towns and cities in England. Though there are quite a few websites about this phenomenon, introducing many hypotheses about the origin and the meaning of this code, no generally accepted explanation exists.

Apparently, the marked kerbstones stem from the Victorian era. Some of the marks seem to have been carved in the kerb after laying. It is hard to examine if the code had some geographical meaning (e.g., indicating the location of something), as many Victorian kerbstones are not located at their original positions any more (when a street was reconstructed, the kerbstones were often reused at a different place).

London-Curbstones (6)

Here are a few potential explanations of the code that have been put forward:

  • The signs might be service marks for the electricity, gas and telephone companies.
  • At least some of the symbols might mark borough boundaries.
  • The symbols could be stonemason’s marks.
  • The marks might indicate the location of war time utilities, such as water hydrants and bomb shelters.
  • Perhaps, the whole code is a hoax created by Victorian road workers.
  • As some of the stone masons were hard labour convicts in prisons, the symbols might be part of a prison inmate code.
  • As it certainly happened that curbstones were stolen, the symbols might have marked the legitimate owner of a stone.

It is well possible that the real explanation of the kerbstone code is a combination of several of these theories.

London-Curbstones (3)

Additional research needed

If you want to know more about the kerbstone code, check one of the websites about this topic. The most comprehensive one is titled Cracking Britain’s Kerbstone Symbol Code. It was made by Scottish historian, author and documentary filmmaker Ashley Cowie.

London-Curbstones (5)

According to Cowie’s site, a US artist named Lauren Drescher has written a research paper about the kerbstone symbols. I can’t find this paper anywhere, maybe a reader can help. Apart from this, I am not aware of a scientific publication about this code. It is not mentioned in the crypto history literature I know (maybe because the code is not cryptologic in the narrow sense).

If you know more about this kerbstone code, please let me know.


Further reading: Sherlock Holmes and the Pollaky cryptograms

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